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„Was ist noch übrig?“ Trauma und Terror im Norden des Gazastreifens

Von Ahmed Dremly und Ahmed Alsammak, The Intercept, 11.12.2024

(Originalbeitrag in englischer Sprache und dazugehörendem Bildmaterial)

 

Yehya Qasem aß an einem Abend Anfang Oktober 2024 mit seiner Familie zu Abend, als das unverwechselbare Geräusch israelischer Luftschläge durch die Luft drang. Die Serie der so genannten Firebelts [durchgehende, pausenlose Bombardierung über einen längeren Zeitraum hinweg, Anm.] war so ohrenbetäubend, dass seine Mutter und seine Geschwister vor Angst erstarrten und ihre Mahlzeit, bestehend aus Kichererbsenkonserven, stehen ließen.


Qasem spähte aus dem Fenster, um zu sehen, was vor sich ging. Seine Familie befürchtete, dass israelische Truppen in der Nacht in ihre Stadt Jabalia einmarschieren würden. Im Versuch, sie zu beruhigen, meinte er: „Es gibt nichts mehr, was sie betreten könnten.“


Seit dem israelischen Angriff auf den Gazastreifen ein Jahr zuvor war die Armee zweimal in Jabalia einmarschiert. „Was können sie noch zerstören?“, erzählte Qasem kürzlich in einem Interview, während im Hintergrund die Schläge eines israelischen Quadcopters zu hören waren.


Qasems Familie hatte, wie sich herausstellte, Recht. In dieser Nacht begann Israels Angriff der verbrannten Erde auf den nördlichen Gazastreifen – der so genannte Plan der Generäle, der angeblich die Hamas bekämpfen und gleichzeitig das Gebiet von seinen BewohnerInnen säubern sollte.


Dutzende von Familien flohen sofort aus Jabalia. „Die Menschen liefen barfuß und mit furchtbarer Angst im Gesicht“, berichtet der 28-jährige Qasem gegenüber The Intercept.


Seine Familie blieb zunächst an Ort und Stelle, aber als die Tage vergingen und die Bombardierungen noch heftiger wurden, flohen sein behinderter Bruder, seine Mutter und seine Schwestern zu einem Verwandten in Gaza-Stadt, fast drei Meilen südlich ihrer Heimatstadt. Sie hatten bereits im April ein Familienmitglied, Qasems Zwillingsbruder, verloren. Doch Qasem entschied sich zu bleiben.


Seit dem 6. Oktober 2024 hat die israelische Armee ihre Bodenoffensive mit einer fast undurchdringbaren Belagerung und ständigen Luftangriffen kombiniert – und damit die Bevölkerung ausgehungert, während es für Rettungsteams und medizinisches Personal unmöglich ist, ihrer Arbeit nachzugehen. Während mehr als die Hälfte der 200.000 verbliebenen BewohnerInnen des Gebiets seit Oktober geflohen sind, halten sich nach Angaben des UNRWA noch 65.000 bis 75.000 Menschen im Norden auf.


„Die Umsetzung des so genannten Generalplans und alle Aktionen der israelischen Armee im nördlichen Gazastreifen stellen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar“, so Yehya Muharab, ein Anwalt für internationales Recht. „Dazu gehören schwere Verletzungen des rechtlichen und humanitären Schutzes von ZivilistInnen, Krankenhäusern, Unterkünften und gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Frauen und Kindern.“


Das israelische Militär hat bei seinen anhaltenden Angriffen auf den Norden des Gazastreifens mindestens 1.800 Palästinenser getötet, berichtet Mahmoud Basal, Sprecher des Zivilschutzes im Gazastreifen. Am 23. Oktober, so Basal, spielte eine israelische Armeedrohne eine Audionachricht ab, in der die Rettungsteams angewiesen wurden, das Gebiet zu verlassen.


„Wir wurden angewiesen, nicht mehr auf Hilferufe von AnwohnerInnen zu reagieren, unseren Beruf nicht mehr auszuüben und sogar nicht mehr mit unseren Fahrzeugen zu fahren“, so Basal. Das Militär wies die Rettungskräfte an, über das indonesische Krankenhaus zu flüchten, wo israelische Soldaten neun Mitarbeiter festnahmen. Nach der Einstellung der Rettungsmaßnahmen hat der Zivilschutz „viele Bitten von BewohnerInnen erhalten, die im Norden eingekesselt sind, um ihnen Lebensmittel und Wasser zu schicken. Es ist eine furchtbare Katastrophe“.


Die beiden verbliebenen Krankenhäuser der Region – Kamal Adwan und Al-Awda – haben unterdessen mit israelischen Bombenangriffen und der Weigerung des Militärs zu kämpfen, medizinische Hilfsgüter und Treibstoff zu liefern.


„Wir haben nicht einmal einen einzigen Krankenwagen, um die Verletzten aus den Katastrophengebieten zu transportieren“, so Dr. Hussam Abu Safiya, Direktor des Kamal Adwan Krankenhauses, gegenüber The Intercept. Er berichtet, dass er Notrufe von Menschen erhielt, die unter den Trümmern eingeschlossen waren, und dass er nicht in der Lage war, Rettungskräfte zu schicken, um ihnen zu helfen. „Am nächsten Tag waren ihre Stimmen verstummt, und sie wurden zu den Toten gezählt, deren Häuser zu Gräbern wurden. Diese Szene wiederholt sich täglich.“


Die PatientInnen des Krankenhauses – sowohl Kinder als auch Erwachsene – leiden aufgrund der israelischen Belagerung an Unterernährung und Dehydrierung, so der Arzt weiter. „Jede Stunde verlieren wir Patienten aufgrund dieser schweren Bedingungen.“


Dr. Abu Safiya selbst wurde bei einem israelischen Angriff auf das Kamal Adwan Krankenhaus am 24. November verletzt. Am vergangenen Wochenende berichtete er, dass das israelische Militär das Krankenhaus erneut angegriffen hat. Er weigert sich, seinen Posten zu verlassen, da er fest entschlossen ist, sich weiterhin um diejenigen zu kümmern, die zurückgeblieben sind.


Unabhängig davon, ob sie geflohen oder geblieben sind, haben die Überlebenden der israelischen Angriffe auf den Norden des Landes erlebt, wie ihr Leben durch neue Traumata, die ein ganzes Jahr des Schreckens noch verschlimmern, unauslöschlich geprägt wurde.

 

Trennung von Familien


Amal Almasris gesamte Schwangerschaft stand im Zeichen der israelischen Angriffe auf Gaza. Selbst nachdem ihr Haus in Beit Hanoun in der ersten Kriegswoche bombardiert worden war und ihre Verwandten begannen, in den Süden zu fliehen, widersetzte sich ihre Familie den israelischen Evakuierungsbefehlen und zog stattdessen in provisorischen Unterkünften um. Als sie im März erfuhr, dass sie im dritten Monat schwanger war, hatten sie bereits mehrere Monate in verschiedenen Schulen im Norden Zuflucht gesucht, und das Leben in einem eigenen Haus war nur noch eine ferne Erinnerung.


Der Krieg, der um sie herum tobte, machte es Almasri fast unmöglich, eine regelmäßige Schwangerschaftsvorsorge in Anspruch zu nehmen, ganz zu schweigen von den Nährstoffen, die sie brauchte, um sich und das in ihr heranwachsende Kind zu versorgen. „Ich habe nur alle vier Monate einen Arzt gesehen“, sagte die 30-jährige Mutter von fünf Kindern gegenüber The Intercept. „Es herrschte großer Hunger, es gab keine Hygiene und die Abwässer überschwemmten die Straßen. Wir waren auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Manchmal haben wir nur jeden zweiten Tag etwas gegessen.“

Nach mehrmaligem falschen Alarm setzten am 3. Oktober die Wehen ein – in einer Zeit verstärkter israelischer Bombardierungen, die eine Vorstufe zum Plan der Generäle waren.


„Mein Gesicht war wegen der Unterernährung fahl“, erinnert sie sich. Eine Freundin begleitete sie ins Krankenhaus, während ihr Mann Yousef Almasri in der Schule zurückblieb, um bei den anderen Kindern zu sein. Am Morgen nach der Entbindung kehrte Amal Almasri selbst in die Schule zurück.

Ihr neugeborenes Kind war gesund, aber die Mutter war körperlich erschöpft. Das Paar hatte einen Sohn erwartet, und als sie mit einem Mädchen überrascht wurden, wussten sie nicht, wie sie es nennen sollten.

Am nächsten Tag begann die israelische Armee erneut mit schweren Bombenangriffen auf das Gebiet, während die Soldaten eine Bodeninvasion starteten und vier Schulen belagerten, in denen Vertriebene untergebracht waren. Am vierten Tag trieb die Armee alle PalästinenserInnen in einer einzigen Schule zusammen – der Schule, in der sich die Almasris befanden – und befahl ihnen, das Gebiet zu verlassen.

Die Truppen trennten die Männer und Frauen. Almasri bewegte sich langsam, in der Hoffnung, mit Yousef das Gebäude verlassen zu können, aber die Armee warf eine Blendgranate in das Gebäude und zwang dann die Frauen und Kinder zur Flucht.


„Ich ging hinaus und sah etwa 30 gefesselte Männer“, berichtet Almasri. „Es gab ein großes Loch, wo die israelische Armee die Arme der Männer hinter ihrem Rücken zusammengebunden und ihnen die Augen verbunden hatte. Meine Tochter rief: 'Mama, da ist Baba.' Ich sah ihn, aber ich konnte ihm nicht zuwinken. Ein Soldat schrie mich an, ich solle meine Hand senken, also senkte ich meine Hand.“


Ihre 10-jährige Tochter versuchte, zu ihrem Vater zu gelangen. „Meine Tochter Handa verließ den Kontrollpunkt“, sagte Almasri. „Sie wollte zu ihrem Vater, aber der Soldat hob seine Waffe und sagte: „Geh zurück!““


Das Mädchen kam weinend zurück.


Die Soldaten wiesen die Frauen und Kinder an, nach Süden zu fliehen. Almasri, die von der Entbindung erschöpft war, hatte keine andere Wahl, als ohne ihren Mann zu gehen.


„Ich war so erschöpft, denn ich hatte erst vor vier Tagen entbunden. Ich hatte die Hoffnung verloren und musste ohne Yousef gehen“, berichtet Almasri. Auch ihre Kinder waren verzweifelt. „Handa trug ihren 4 Jahre alten Bruder auf dem Arm, weinte und sagte: 'Wir haben Baba zurückgelassen.‘ Ich versuchte, sie zu beruhigen und versprach ihr, dass sie ihn bald sehen würde. Plötzlich brach Handa unter einem Baum zusammen und sagte: 'Mama, ich bin so müde. Ich kann nicht mehr. Der Weg ist so lang. Ich möchte auf Baba warten.' Aber wir mussten weitergehen.“


Nach ein paar Stunden erreichten sie eine andere Schule in Gaza-Stadt, wo sie die Nacht bei eisiger Kälte und ohne Decken verbrachten. In den nächsten Tagen versuchte Almasri immer wieder, Männer zu kontaktieren, die bei ihrem Mann gewesen waren, aber ohne Erfolg. Am vierten Tag erhielt sie einen Anruf, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass Yousef verletzt worden war und sich im Al-Ahli Krankenhaus in Gaza-Stadt befand.


„Ich habe nicht geglaubt, dass er noch lebt, bis Yousef mich anrief. Die meisten der verhafteten Männer wurden getötet“, sagt Almasri.


Später kamen sie in der Schule wieder zusammen.


„Sie haben meinen Mann als menschliches Schutzschild benutzt“, berichtet Almasri und meint dabei das israelische Militär. Nachdem sie ihm ins Bein geschossen hatten, zwangen die Soldaten ihn, bei ihrem Einmarsch in Schulen und anderen Orten vor ihnen herzugehen. „Die Armee gab ihm den Befehl, ins Kamal Adwan Krankenhaus zu gehen. Er tat es und entkam, indem er sich unter andere Menschen mischte.“

Nach seiner Freilassung entschied sich das Paar für einen Namen für seine Tochter: Sumud, was auf Arabisch so viel wie Widerstandsfähigkeit bedeutet.

 

Das letzte Gebet


Während des ersten Kriegsjahres und trotz fünfmaliger Vertreibung blieben Ramez Abu Nasser und seine Familie im Norden des Gazastreifens. Doch als die israelischen Angriffe in diesem Herbst zunahmen, beschlossen sie am 5. Oktober, dass es zu gefährlich geworden war, um noch dort zu bleiben.


Sie hatten Glück und fanden eine Wohnung in einem vierstöckigen Gebäude eines Verwandten in Gaza-Stadt.

Eine Woche später beteten sie gemeinsam vor dem Schlafengehen, so wie sie es immer taten. Es war das letzte Mal, dass sie dies tun würden.


„Ich wachte um 2 Uhr morgens auf, bedeckt von Trümmern. Ich öffnete meine Augen und sah überall Feuer, also schloss ich sie wieder“, so Abu Nasser gegenüber The Intercept. In diesem Moment beschwor er das muslimische Glaubensbekenntnis. „Ich begann, die Schahada zu rezitieren.“


Ein israelischer Luftangriff hatte ihr Gebäude ohne Vorwarnung getroffen. Die Familie war unter den Trümmern begraben.


„Es gelang mir, mich und meinen 11-jährigen Bruder Adam aus den Trümmern zu befreien. Mein anderer jüngerer Bruder, der 15-jährige Rajab, wurde sofort getötet und war unter den Trümmern begraben“, berichtete er. „Mein anderer Bruder, der 20-jährige Hatem, war ebenfalls verschüttet. Ich grub mit meinen Händen nach ihm und flehte ihn an, durchzuhalten. Seine dumpfen Schreie haben mir das Herz gebrochen.“

Abu Nasser war auch auf der Suche nach seinen Eltern.


„Ich erinnerte mich, dass meine Mutter und mein Vater in einem anderen Zimmer waren. Ich verließ das Haus durch eine kleine Öffnung in der Wand und kroch durch ein Fenster in das Zimmer meiner Eltern“, erinnert er sich. „Ich hörte sie schreien: 'Holt uns hier raus, wir ersticken.' Aber ich konnte nichts tun. Sie lagen unter mindestens einen Meter Trümmern.“


Sein 28-jähriger Bruder Fady, der nicht in der Wohnung gewesen war, eilte zurück, um ihnen zu helfen. Die Einsatzkräfte des Zivilschutzes trafen ein, aber sie hatten fast keine Ausrüstung. Plötzlich fielen wieder Teile des Daches auf sie. Zwei Stunden lang arbeiteten sie daran, die Familienmitglieder unter den Trümmern hervorzuholen. In dieser einen Nacht wurden Abu Nassers Eltern und zwei seiner Brüder getötet, während er und zwei weitere Brüder verletzt wurden.


„Wir haben sie vorübergehend in einem Park begraben“, sagte Abu Nasser. „Alle Friedhöfe waren voll. Wir suchen immer noch nach einem Friedhof, auf dem wir sie gemeinsam begraben können.“

Während Hatem sich von seinen schweren Verletzungen erholt, hat Abu Nasser ihm die Nachricht von den Todesfällen in der Familie noch nicht überbringen können.


„Ich habe Hatem gesagt, dass unsere Eltern ihn nicht besuchen können, weil das Bein unserer Mutter gebrochen ist und der Rücken unseres Vaters ihm weh tut.“


Abu Nasser selbst ist von den Verlusten schwer gezeichnet. Sein Gesicht ist fahl, und er hat Schwierigkeiten, im Alltag zu funktionieren.


„Ich kann weder schlafen, noch essen, noch irgendetwas tun. Ich bin ständig innerlich abwesend“, sagt er. „Wenn ich das Haus betrete, rufe ich unbewusst nach meiner Mutter. Ich bin jedes Mal schockiert, weil es mich dann wie ein Blitz trifft, dass sie nicht mehr da ist. Sie war eine wunderbare Mutter und eine enge Freundin.“


Seine Eltern waren optimistisch, ihr Leben nach dem Krieg wieder aufbauen zu können. Er kann sich nicht vorstellen, dass er, wenn der Tag kommt, „ohne meine Mutter und die anderen zurückkehren werde.“

Einige Wochen nach diesem Angriff griff Israel das Haus von Abu Nassers Großfamilie an und tötete 117 Menschen. Nur ein Mann überlebte, und Abu Nasser half ihm, die Toten zu begraben.

„Ich kann nicht eine Minute lang für mein Leben garantieren“, sagte er mit verzweifelter Stimme. „Es gibt keine Krankenhäuser, keine Rettungsausrüstung, und niemand kümmert sich um uns. Ich appelliere verzweifelt an die Welt, den Krieg zu beenden.“

 

Hungrig und verängstigt


Ein Grund dafür, dass so viele Familien im nördlichen Gazastreifen blieben, war ganz einfach, dass sie nirgendwo anders hin konnten. So war es auch bei Hamza, einem jungen Mann aus Jabalia, der The Intercept aus Angst um seine Sicherheit bat, seinen Nachnamen nicht zu veröffentlichen. Der Krieg hatte seinen Tribut gefordert. Sein 88-jähriger Großvater Atiyya war schwer krank und litt seit über einem Jahr an Unterernährung durch Hunger.


„Er hatte Bluthochdruck, verlor seinen Appetit und konnte sich nicht mehr bewegen“, so Hamza gegenüber The Intercept. „Wir konnten ihn nicht einmal wegbringen, weil das Geräusch der Panzer so nah war und die israelischen Drohnen (sogenannte Quadcopter) ständig auf unsere Straße schossen.“


Am 7. Oktober verstärkten sich die Bombardierungen in ihrer Nachbarschaft, und Atiyya lag im Sterben.

„Es war eine Nacht mit unablässigen, wahnsinnigen Bombenangriffen. Mein Großvater sagte immer wieder: 'Ich habe solche Angst‘“, berichtet Hamza. „Wir haben viel geweint. Wir riefen den Krankenwagen, aber sie sagten uns, die Gegend sei zu gefährlich und die israelische Armee erlaube ihnen nicht, in diesem Gebiet zu operieren.“


Für Hamzas Familie war es zu riskant, das Haus zu verlassen, um Atiyya auf einem Friedhof zu begraben.

„Die einzige Möglichkeit war, ihn unter der Treppe des Hauses zu begraben“, erzählt er. „Mein Bruder und ich haben ein Loch in unserem Haus gegraben und ihn dort begraben.“


Am nächsten Tag beschloss die Familie, sich auf den Weg nach Gaza-Stadt zu machen. Sie reisten getrennt, „damit, wenn die einen getötet werden, zumindest die anderen überleben“, berichtet Hamza. Er war der erste, der aufbrach, ausgerüstet mit einem Sack Konserven, die seine Mutter für ihn eingepackt hatte. Hamza schlug sich durch die engen Straßen und erreichte schließlich das Haus seines Verwandten in Gaza-Stadt. Ein paar Stunden später erhielt er einen entmutigenden Anruf.


„Sie sagten mir, es sei zu gefährlich“, erinnert er sich. „Sie würden nicht nachkommen. Ich weinte und wünschte mir verzweifelt, ich hätte keine der Konserven mitgenommen, weil ich wusste, wie wenige sie noch hatten.“


In den folgenden Tagen wurde seine Familie weiterhin belagert, trank verunreinigtes Wasser und litt an Hunger. Eine israelische Granate schlug in ihr Haus ein, und sein Neffe wurde durch den Granatsplitter leicht verletzt.


Der Familie gelang schließlich die Flucht über einen israelischen Militärkontrollpunkt, der Gaza-Stadt und den Norden des Landes trennt. Obwohl sie nun wieder vereint sind, ist die Erinnerung an die letzten Tage des Großvaters noch immer präsent.


„Mein Großvater starb verängstigt und verhungert“, sagte Hamza. „Er war älter als Israel selbst. Er hat die Nakba miterlebt. Er sagte uns immer wieder, dass dieser Krieg schlimmer und brutaler als die Nakba ist.“

 

Ahmed Dremly ist ein in Gaza ansässiger Journalist, dessen Artikel unter anderem in Middle East Eye, der Electronic Intifada und Al-Monitor erschienen sind.

Ahmed Alsammak ist ein palästinensischer Journalist aus Gaza, der über die letzten vier israelischen Kriege gegen Gaza und den Großen Marsch der Rückkehr berichtet hat. Seine Arbeiten sind u. a. in Middle East Eye, The Electronic Intifada und Al-Monitor erschienen. Derzeit absolviert er ein MBA-Studium in Dublin.




 

 

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