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Neuer Bericht von B'Tselem: "Willkommen in der Hölle - Das israelische Gefängnissystem als ein Netzwerk von Folterlagern"

„Die Beschreibungen von B'Tselem über die systematischen Misshandlungen entsprechen denen, die von einem ungewöhnlichen „Verbündeten“ geäußert wurden: dem israelischen Inlandsgeheimdienst. Im Juni warnte der Leiter des Shin Bet, Ronen Bar, die Gefängnisbeamten vor einer "Krise", die die nationale Sicherheit bedrohe. In einem durchgesickerten Schreiben erklärte er, Israel sei vor internationalen Gerichten den "wohlbegründeten" Anschuldigungen ausgesetzt, dass Kriegsverbrechen der unmenschlichen Behandlung begangen wurden und gegen die Konvention gegen Folter verstoßen worden ist.“

The Guardian, 5. August 2024

 

 


Die israelisch-palästinensische Menschenrechtsorganisation B'Tselem veröffentlichte einen ausführlichen Bericht mit dem Titel „Willkommen in der Hölle - Das israelische Gefängnissystem als ein Netzwerk von Folterlagern“.


B'Tselem sammelte Zeugenaussagen von 55 Palästinensern, die in israelischen Gefängnissen und Hafteinrichtungen inhaftiert waren. Dreißig der Zeugen sind Bewohner des Westjordanlandes, einschließlich Ost-Jerusalem, 21 sind Bewohner des Gazastreifens und vier sind israelische Staatsbürger. Sie sprachen mit B'Tselem, nachdem sie aus der Haft entlassen worden waren, die überwiegende Mehrheit von ihnen ohne Gerichtsverfahren. Ihre Aussagen decken eine systematische, institutionelle Politik auf, die auf die permanente Misshandlung und Folter aller palästinensischen Gefangenen ausgerichtet ist.


Dazu gehören häufige Akte schwerer, willkürlicher Gewalt, sexuelle Übergriffe, Erniedrigung und Entwürdigung, absichtliches Aushungern, erzwungene unhygienische Bedingungen, Schlafentzug, Verbot und Bestrafung religiöser Handlungen, Konfiszierung aller gemeinschaftlichen und persönlichen Gegenstände und Verweigerung einer angemessenen medizinischen Behandlung. Diese Beschreibungen tauchen in den Zeugenaussagen immer und immer wieder auf, in erschreckenden Details und mit erschreckenden Ähnlichkeiten.


Die Umstände und Vorwände für die Verhaftung waren unterschiedlich. Unter den männlichen und weiblichen Gefangenen befinden sich ÄrztInnen, AkademikerInnen, RechtsanwältInnen, StudentInnen, Kinder und politische Persönlichkeiten. Einige wurden inhaftiert, weil sie lediglich ihr Mitgefühl für das Leiden des palästinensischen Volkes zum Ausdruck gebracht hatten.


Andere wurden während der israelischen Militäraktivitäten im Gazastreifen mitgenommen, mit der alleinigen Begründung, sie fielen unter die vage Definition von "Männern im kampfbereiten Alter". Einige wurden inhaftiert, weil sie im Verdacht standen, bewaffneten palästinensischen Organisationen anzugehören oder diese zu unterstützen, unabhängig davon, ob dieser Verdacht begründet war oder nicht. Bei den Gefangenen handelt es sich um ein breites Spektrum von Menschen aus verschiedenen Gebieten mit unterschiedlichen politischen Ansichten. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist, dass sie PalästinenserInnen sind.


B'Tselem kommt zum Schluss, dass sich Israels Gefängnissystem zu einem systematischen Netzwerk von Folterlagern entwickelt hat und auch als solche – Folterlager – bezeichnet werden muss.

 

Im Folgenden finden Sie zwei übersetzte Beiträge von The Guardian zum von B'Tselem veröffentlichten Bericht. JournalistInnen von The Guardian interviewten selbst freigekommene PalästinenserInnen, ihre Aussagen decken sich mit jenen von B'Tselem. Im Anschluß finden Sie noch übersetzte Auszüge aus dem Bericht.

 


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Palästinensische Gefangene beschreiben systematische Misshandlungen in israelischen Gefängnissen


Interviews im Guardian bestätigen Bericht der Menschenrechtsorganisation B'Tselem, demzufolge Gefängnisse nun als "Folterlager" bezeichnet werden müssen

Von Bethan McKernan, Emma Graham-Harrison, Quique Kierszenbaum and Sufian Taha; The Guardian, 5. August 2024

(Originalbeitrag in englischer Sprache)

 

Gewalt, extremer Hunger, Demütigung und andere Misshandlungen von palästinensischen Gefangenen sind in Israels Gefängnissystem zur Normalität geworden. Dies geht aus Interviews des Guardian mit entlassenen Gefangenen hervor, wobei die Misshandlungen inzwischen so systematisch sind, dass sie laut der Menschenrechtsorganisation B'Tselem als "institutionalisierte Misshandlungen" betrachtet werden müssen.

Ehemalige Häftlinge beschrieben Misshandlungen, die von schweren Schlägen und sexueller Gewalt bis hin zu Hungerrationen, der Verweigerung von medizinischer Versorgung und dem Entzug von Grundbedürfnissen wie Wasser, Tageslicht, Strom und sanitären Einrichtungen, einschließlich Seife und Damenbinden für Frauen, reichen.

In einer monatelangen Untersuchung befragte B'Tselem 55 ehemalige Gefangene, die in 16 israelischen Gefängnissen und Haftanstalten der israelischen Streitkräfte (IDF) untergebracht waren, und zeichnete das Ausmaß und die Art der Misshandlungen auf. Die hoch angesehene Organisation mit Sitz in Jerusalem kam zu dem Schluss, dass Israels Gefängnisse nunmehr als "Folterlager" bezeichnet werden müssen.

"Als wir mit dem Projekt begannen, dachten wir, wir würden nur sporadische Beweise und hie und da Extremfälle finden, aber das Bild, das sich uns bot, ist ein völlig anderes", sagte Yuli Novak, die Geschäftsführerin der Organisation. "Wir waren schockiert über das Ausmaß dessen, was wir gehört haben. Für eine israelisch-palästinensische Organisation ist es unangenehm zu sagen, dass Israel Folterlager betreibt. Aber wir mussten erkennen, dass es genau das ist, mit was wir es hier zu tun haben.“

Der israelische Strafvollzugsdienst (IPS) erklärte, er arbeite im Einklang mit dem Gesetz und unter der Aufsicht des staatlichen Rechnungsprüfers. "Uns sind die von Ihnen geschilderten Vorwürfe nicht bekannt, und soweit wir wissen, hat es unter der Verantwortung des IPS keine derartigen Vorfälle gegeben", hieß es in einer Erklärung. Das IPS behauptete auch, dass mehrere von Menschenrechtsorganisationen eingereichte Petitionen zu den Haftbedingungen vom Obersten Gerichtshof abgelehnt worden seien.

Die israelische Armee erklärte, dass sie "Anschuldigungen über systematischen Missbrauch von Gefangenen in Hafteinrichtungen rundweg zurückweisen" und "in Übereinstimmung mit israelischem und internationalem Recht" handeln. Die Missbrauchsvorwürfe würden gründlich geprüft, hieß es in einer Erklärung. Die Bedingungen für die Häftlinge hätten sich im Laufe des Krieges deutlich verbessert.

Seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober gab es zahlreiche Berichte über die willkürliche, grausame und erniedrigende Behandlung palästinensischer Gefangener - für die Außenwelt sind dies die einzigen Einblicke in die Zustände innerhalb der Gefängnisse, da Israel Anwälten, Familienangehörigen und Inspektoren des Roten Kreuzes den Zugang verweigert.

Ende Juli drangen mehrere Parlamentsabgeordnete mit Unterstützung eines rechtsextremen Mob in zwei Militärstützpunkte ein, um gegen die Verhaftung von neun Männern wegen der grausamen Vergewaltigung eines Häftlings im Sde Teiman-Gefängnis zu protestieren. Die Abgeordnete Tally Gotliv erklärte der Menge, dass die israelischen Soldaten ungeachtet ihrer Taten völlige Immunität verdienten.

Von der ehemaligen Kaserne Sde Teiman, die zu einem Auffanglager für im Gazastreifen inhaftierte Personen umfunktioniert wurde, wurde angenommen, dass das Leiden eine zwar schreckliche, aber vorübergehende Ausnahme ist, entstanden durch den Gazakrieg.

Die Aussagen der Inhaftierten und der B'Tselem-Bericht legen jedoch nahe, dass es sich dabei nur um eine besonders gewalttätige Komponente eines missbräuchlichen Systems handelt, und dass Fälle von Missbrauch nicht sanktionierte Akte der Gewalt sind.

Vielmehr wird vermutet, dass die Misshandlungen unter der Leitung des rechtsextremen Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, zu einem festen Bestandteil des israelischen Haftsystems geworden sind.

Seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges sind mindestens 60 Menschen in israelischem Gewahrsam gestorben, im Vergleich zu einem oder zwei Todesfällen pro Jahr zuvor.

Der Guardian führte getrennte Interviews mit acht Gefangenen, die meisten von ihnen ohne Anklage verhaftet und ohne Gerichtsverfahren freigelassen, die die gleichen Misshandlungsmuster schilderten, wie sie von B'Tselem dokumentiert wurden.

Feldforscher in Israel und im besetzten Ost-Jerusalem, im Westjordanland und im Gazastreifen sammelten Dutzende von Zeugenaussagen, medizinischen Berichten, Autopsien und anderen Beweisen.

Sie fanden übereinstimmende und weit verbreitete Aussagen über schwere, willkürliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Demütigung und Erniedrigung, Hunger, absichtlich unhygienische Bedingungen, Überbelegung, Verweigerung medizinischer Behandlung, Verbote religiöser Handlungen und Verweigerung von Rechtsbeistand und Familienbesuchen.

Mehrere Zeugen, mit denen der Guardian sprach, gaben Einzelheiten zu drei Morden an: Thaer Abu Asab und Abdul Rahman al-Maari, die von Wärtern zu Tode geprügelt worden sein sollen, und Mohammad al-Sabbar, der an einer chronischen Krankheit starb. Zellengenossen berichteten, dass er nach dem 7. Oktober weder Medikamente noch die benötigte Spezialdiät erhalten habe.

Die PalästinenserInnen berichten seit langem, dass neben der Anwendung direkter Gewalt und der Einschränkung der Bewegungsfreiheit die Inhaftierung ein Schlüsselelement der seit 57 Jahren andauernden israelischen Besatzung ist: Verschiedene Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 40 % aller palästinensischer Männer mindestens einmal in ihrem Leben verhaftet wurden.

Vor dem 7. Oktober waren 5.200 Palästinenser in israelischen Gefängnissen inhaftiert, darunter 1.200 in Administrativhaft, die eine unbefristete Inhaftierung ohne Anklage oder Prozess ermöglicht. Die intensive Verhaftungswelle nach dem Hamas-Angriff ließ die Zahl der Gefangenen bis Anfang Juli auf 9.623 ansteigen.

Darunter befinden sich 1.402 Gefangene aus dem Gazastreifen, die nach den Notstandsgesetzen als "ungesetzliche Kämpfer" eingestuft werden, was ebenfalls eine Inhaftierung ohne Anklage oder Gerichtsverfahren ermöglicht. Nach Angaben der IDF steht diese Maßnahme im Einklang mit dem Völkerrecht.

Firas Hassan, ein 50-jähriger Jugendbetreuer aus Bethlehem, wurde 2022 im Rahmen einer Administrativhaftanordnung verhaftet. Dem Guardian zufolge waren die Bedingungen damals akzeptabel: Es gab warme Duschen, anständiges Essen, Zeit im Hof und etwa sechs Gefangene in einer Zelle, jeder mit seiner eigenen Koje.

Anfang 2023 wurde Ben-Gvir zum für die Gefängnisse zuständigen Minister ernannt. Er machte sich sofort daran, die so genannten "Vergünstigungen" für palästinensische Gefangene abzuschaffen, wie z. B. frisches Brot und die Beschränkung der Duschzeiten auf vier Minuten.

Aber diese Änderungen waren nichts im Vergleich zu dem, was nach dem 7. Oktober geschah, sagte Hassan. "Vorher gab es einen gewissen Respekt. Aber nach dem 7. Oktober war ich sicher, dass ich dort sterben würde. Ich hatte alle Hoffnung verloren."

Hassan beschrieb Bedingungen, die vielen der Befragten gemeinsam waren. Er sagte, er und seine Zellengenossen - bis zu 20 Personen in einer Zelle, die für sieben Personen ausgelegt war - wurden geschlagen, manchmal mehrmals am Tag. Er sagte, dass ein verletzter Zellengenosse nach einem besonders brutalen Vorfall im November unter Tränen berichtete, dass die Wärter ihn mit einem Schlagstock vergewaltigt hätten.

Da es kaum Wasser, keine Waschgelegenheiten und keine saubere Kleidung gab, wurden die Bedingungen schnell extrem unhygienisch. Das Essen für das gesamte Zimmer bestand aus einem Stück Fleisch, einer Tasse Käse, einer halben Tomate und einer halben Gurke am Morgen und etwa fünf Löffeln ungekochten Reis pro Person zum Abendessen. Es gab eine 2-Liter-Flasche Wasser für die ganze Zelle, die man sich teilen musste.

"Die Wärter sagten mir: Wir geben dir genug, um dich am Leben zu erhalten, aber wenn es nach uns ginge, würden wir dich verhungern lassen", sagte er. Als er im April ohne Anklage freigelassen wurde, hatte Hassan 22 kg Gewicht verloren.

Hassan hörte auch die Schreie des 38-jährigen Thaer Abu Asab, der offenbar in der Zelle nebenan zu Tode geprügelt wurde, nachdem er sich geweigert hatte, seinen Kopf vor den Wärtern zu senken.

Ein weiterer Zeuge, Mousa Aasi, 58, aus dem Gouvernement Ramallah, sagte dem Guardian, dass Asab nach den Schlägen vor den Augen aller Häftlinge in den Hof geschleift wurde. "Sie sagten, er sei später im Krankenhaus gestorben, aber ich glaube, er war bereits tot", sagte er.

 

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Folter, Misshandlung und Demütigung: Palästinenser berichten über die Hölle in den israelischen Gefängnissen


Ehemalige Gefangene berichten von sexuellen Übergriffen und Hunger in den von Itamar Ben-Gvir geleiteten Folterlagern.

Von Bethan McKernan, Emma Graham-Harrison, Quique Kierszenbaum and Sufian Taha; The Guardian, 5. August 2024

(Originalbeitrag in englischer Sprache und mit dazugehörendem Bildmaterial)

 

Ashraf al-Muhtaseb ist Musiker. Im Interview beschreibt er, wie er das israelische Gefängnis verließ, ohne auf dem linken Ohr zu hören, mit vier gebrochenen Rippen und einer gebrochenen Hand, so krank und schwach vor Hunger, dass er nicht mehr gehen konnte.

Als er an einem israelischen Kontrollpunkt ausgesetzt wurde, kroch er nach eigenen Angaben in Richtung seines Hauses in der besetzten Stadt Hebron im Westjordanland, bis ein Passant ihn aufsammelte.

Muhtasebs Frau fiel in Ohnmacht, als sie ihn sah, und sein Sohn fragte: "Wer bist du, und wo ist mein Vater?" Am 8. Oktober 2023 festgenommen, wurde er bis zu seiner Freilassung am 7. April dieses Jahres nicht angeklagt.

In diesen sechs Monaten, so der 53-Jährige, durchlief er drei israelische Gefängnisse und musste einen Marathon aus Folter, Misshandlung und Demütigung über sich ergehen lassen, der in einem Interview detailliert beschrieben und durch medizinische Aufzeichnungen und Fotos untermauert wurde, die die Auswirkungen zahlreicher Schläge und den Verlust von 30 kg Körpergewicht zeigen.

Er berichtete, sein Gehör sei bei einem gewaltsamen Übergriff in seiner Zelle im Ketziot-Gefängnis im November zerstört worden. "Ich wurde geschlagen und in meinen Rücken, meine Brust und meinen Kopf getreten. Ich hatte eine Seite meines Kopfes an der Wand und bekam Schläge auf die andere Seite", sagte er dem Guardian. "Am nächsten Tag konnte ich nichts mehr hören."

Die Misshandlungen, der Hunger und die Demütigungen, die er nach eigenen Angaben erlitten hat, waren Teil eines Musters, das in acht weiteren Interviews des Guardian und Dutzenden weiteren Interviews der Menschenrechtsgruppe B'Tselem wiederholt beschrieben wurde. Sie beschrieben Misshandlungen, die so weit verbreitet und systematisch sind, dass sie inzwischen als staatliche Politik betrachtet werden müssen, so die Geschäftsführerin der Organisation, Yuli Novak. Israelische Gefängnisse seien zu Folterlagern geworden, in denen seit dem 7. Oktober 2023 mindestens 60 palästinensische Gefangene in Haft gestorben seien, fügt sie hinzu.

Die Gefangenen sagten, sie seien regelmäßig schwerer, willkürlicher Gewalt ausgesetzt, einschließlich sexueller Übergriffe. Keiner der vom Guardian befragten Gefangenen verließ die Haftanstalt, ohne irgendeine Form von Übergriffen erlebt oder gesehen zu haben. Auch andere Misshandlungen und Demütigungen waren an der Tagesordnung, von Hungerrationen bis zur Verweigerung des Zugangs zu grundlegenden Hygieneartikeln wie Damenbinden, Seife, Handtüchern, Kleidung und sauberem Wasser zum Trinken und Duschen.

Die Beschreibungen von B'Tselem über die systematischen Misshandlungen entsprechen denen, die von einem ungewöhnlichen „Verbündeten“ geäußert wurden: dem Inlandsgeheimdienst. Im Juni warnte der Leiter des Shin Bet, Ronen Bar, die Gefängnisbeamten vor einer "Krise", die die nationale Sicherheit bedrohe. In einem durchgesickerten Schreiben erklärte er, Israel sei vor internationalen Gerichten den "wohlbegründeten" Anschuldigungen ausgesetzt, dass Kriegsverbrechen der unmenschlichen Behandlung begangen wurden und gegen die Konvention gegen Folter verstoßen worden ist.

Der israelische Strafvollzugsdienst (IPS) erklärte, er arbeite nach dem Gesetz und unter demokratischer Kontrolle. "Uns sind die von Ihnen geschilderten Vorwürfe nicht bekannt, und soweit wir wissen, hat es unter der Verantwortung des IPS keine derartigen Vorfälle gegeben", hieß es in einer Erklärung.

Das israelische Militär wies die Anschuldigungen über den systematischen Missbrauch von Gefangenen zurück und erklärte, es habe "im Einklang mit israelischem und internationalem Recht" gehandelt. Der Missbrauch von Gefangenen während der Haft oder des Verhörs sei streng verboten, und die Vorwürfe würden gründlich geprüft, hieß es in einer Erklärung.

Keine Gruppe der palästinensischen Bevölkerung scheint davon ausgenommen zu sein; auch Frauen und palästinensische BürgerInnen Israels gerieten in das Fadenkreuz der Misshandlungen. Maryam Salhab, eine 23-jährige Studentin aus Hebron, sagte, sie habe immer noch Rückenprobleme von den Stunden, die sie nach ihrer Verhaftung am 26. Oktober mit dem Gesicht im Schlamm verbracht habe, wobei sie an Händen und Beinen gefesselt war und stundenlang von israelischen Soldaten getreten und angegriffen wurde.

Irgendwann, so sagte sie, standen zwei von ihnen auf ihrem Rücken. "Ich war am Ersticken, ich konnte nicht atmen, ich sah den Tod mit beiden Augen", sagte sie und schätzte, dass die Männer mit ihrer ganzen Ausrüstung zwei oder drei Minuten lang dort standen. "Sie unterhielten sich miteinander, als ob nichts geschehen wäre, so, als ob sie auf festem Boden stünden".

Sie sagte, dass sie dann in eine Zelle gebracht wurde, die mit dem Erbrochenen eines früheren Insassen verschmiert war, der eine ansteckende Krankheit hatte. Das Wasser in den Wasserhähnen war abgestellt worden, so dass die Frauen nicht einmal versuchen konnten, es zu reinigen.

Lama al-Fakhuri, 48, eine Schriftstellerin, die ebenfalls in die Zelle gebracht wurde, bekam kurz nach ihrer Verhaftung ihre Periode. Da man ihr eine Binde verweigerte, blutete sie durch ihre Kleidung. Beide Frauen sagten, sie seien mit Vergewaltigung bedroht und beschimpft worden. Keine der beiden Frauen wurde angeklagt oder vor Gericht gestellt, bevor sie fünf Wochen später, mit einigen Kilos weniger, im Rahmen eines Abkommens zur Befreiung von Geiseln in Gaza freigelassen wurden.

 

Livestreaming für Ben-Gvir

Der rechtsextreme Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, hat mit unverhohlenem Stolz den Vorsitz über die grausame Umgestaltung des israelischen Gefängnissystems übernommen. "In Ketziot [Gefängnis] sagen sie, ich sei ein Verrückter, und ich bin stolz darauf. Ich bin stolz darauf, dass wir alle Bedingungen geändert haben", sagte er kürzlich vor der Knesset.

Ben-Gvir bestätigte kürzlich in einem Schreiben an den Obersten Gerichtshof, dass der Nahrungsentzug von oben angeordnet wurde. "Es gibt keine Verhungerten, aber meine Politik sieht vor, die Verpflegung zu reduzieren, einschließlich Nahrung und Kalorien."

Er scheint so eng mit den Misshandlungen verbunden zu sein, dass in rechtsextremen sozialen Netzwerken Bilder von abgemagerten Häftlingen geteilt werden, deren Bildunterschriften Witze über einen Gewichtsreduktionsplan von Ben-Gvir enthalten.

Musa 'Aasi, ein 58-jähriger Maler und Anstreicher und Vater von vier Kindern, sagte, er habe gehört, wie Wachleute den 38-jährigen Tha'er Abu 'Asab im November in einer benachbarten Zelle in Ketziot zu Tode geprügelt hätten. Ein Wachmann erzählte dem 50-jährigen Firas Hassan aus Bethlehem: "Wir übertragen das live für Ben-Gvir".

Ben Gvirs Sprecher erklärte, der Minister sei "stolz" auf seine Gefängnispolitik, die im Einklang mit dem internationalen Recht stehe. "Die Bedingungen für die in israelischen Gefängnissen inhaftierten Terroristen sind auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum verschärft worden. Im Einklang mit der Politik des Ministers erhalten die Terroristen nicht die verbesserten Bedingungen, die sie in der Vergangenheit erhielten", hieß es.

Was die Wärter dem Sicherheitschef zeigen wollten, versuchten sie vor dem Rest der Welt zu verbergen. Ahmed Khalefe, 42, ein Menschenrechtsanwalt aus dem Norden Israels, der bei einer Anti-Kriegs-Demonstration festgenommen wurde, berichtete vor Gericht von der Gewalt, die er im Gefängnis erlebt hat. Auf dem Weg zurück in seine Zelle wurde er geschlagen und bedroht. "Sie sagten mir, dass sie mich umbringen würden, wenn ich noch einmal [über die Misshandlungen] sprechen würde", sagte Khalefe, der immer noch unter Hausarrest steht.

Er beschrieb Blutlachen auf dem Boden und beobachtete, wie Gefängniswärter auf den Rücken und die Beine eines 80-jährigen Mannes sprangen. "Er weinte nur noch", sagte Khalefe. "Am Ende haben wir uns um die gefolterten Menschen gekümmert, obwohl sie keine Medikamente hatten".

Für einige Gefangene war die Verweigerung der medizinischen Versorgung faktisch ein Todesurteil. Atef Awawda, 54, teilte eine Zelle mit Muhammad al-Sabbar, einem 21-Jährigen Mann mit besonderen Bedürfnissen und der Hirschsprung-Krankheit [eine angeborene Darm-Erkrankung, Anm.].

Sabbar benötigte eine spezielle Diät und Medikamente, um Verstopfungen in seinem Darm zu verhindern, aber als der Krieg begann, wurde diese Versorgung eingestellt. Sein Bauch schwoll gefährlich an, und Awawda berichtet, dass er eine Pflegekraft anflehte: "Er wird sterben, bitte helfen Sie ihm." "Die Pflegekraft antwortete: 'Schlagen Sie Ihren Kopf gegen die Wand'", so Awawda.

Ein anderer Sanitäter gab Sabbar schließlich eine Injektion, und Awawda half ihm, wieder gesund zu werden, indem er sich um seine mageren Rationen kümmerte, aber dann wurden die beiden getrennt. Monate später starb Sabbar an einer Darmverstopfung. "Das ist medizinische Fahrlässigkeit im wahrsten Sinne des Wortes", sagte Awawda.

Er berichtet, er habe auch kurzzeitig eine schmutzige, überfüllte Zelle mit einem querschnittsgelähmten Gefangenen, Khalid Shamish, geteilt, der sich eine infizierte Druckwunde zugezogen hatte. "Ich sah Maden aus seinem Rücken herauskommen", sagte Awawda dem Guardian. Einen Monat später war Shamish tot.

In Ketziot hängten die Gefängniswärter vor einem Trakt ein Schild mit der Aufschrift "Willkommen in der Hölle" in Arabisch und Hebräisch auf. Ein anderer Vergleich kam Sari Huriye in den Sinn, als er von Gefängniswärtern aufgefordert wurde, sich beim Betreten des Gefängnisses auszuziehen. "Sie zwangen mich, mich vollkommen auszuziehen, und da wurde mir klar, dass ich Abu Ghraib betrete", sagte er und bezog sich dabei auf das US-Gefängnis im Irak, das vor zwei Jahrzehnten zum Inbegriff für Misshandlungen wurde.

Er ist israelischer Staatsbürger aus Haifa und Anwalt für Immobilienrecht. Er wurde aufgrund von Facebook-Postings über den Krieg verhaftet, um ein Exempel zu statuieren, wie er meint. "Ich erfüllte alle Kriterien - Mittelschicht, Christ, Politiker", sagte er. "Alle haben mir gesagt, dass sie danach nicht mehr auf Facebook gepostet haben. Das war der Punkt."

Er verbrachte 10 Tage im Gefängnis, genug um zu hören, wie Abdul Rahman al-Maari in der Nachbarzelle nach einer Schlägerei qualvoll starb. "Ich fühle mich so schuldig, dass ich ihm nicht helfen konnte", sagt er und bricht in Tränen aus. "Maari hörte die ganze Zeit über nicht auf zu schreien. Er sagte immer wieder: 'Ich sterbe, ich brauche einen Arzt'.“

"Dann wurde er still. Am Morgen traten die Wärter auf ihn ein und sagten: 'Wach auf, steh auf.' Nach einer Stunde brachten sie den Arzt und steckten ihn in einen Sack, wie Müll, und brachten ihn weg."

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Auszüge aus dem B'Tselem-Bericht: Zeugenaussagen

 

Vollständiger Bericht in englischer Sprache:


 

Sexuelle Gewalt und Vergewaltigung

"Dann nahmen sie mich mit. Zwei der IRF-Leute schleppten mich gewaltsam aus der Zelle auf den Korridor und von dort in den Raum, der bis zum 7. Oktober als Speisesaal diente. Auf dem Weg dorthin beschimpften sie meine Mutter und meine Schwestern. Als ich in der Kantine ankam, sah ich dort die anderen Häftlinge aus meiner Zelle. Alle waren splitternackt und bluteten. Sie haben sie übereinander gestapelt. Die Leute weinten und schrien, und die Wachen schrien sie an und verfluchten sie und ihre Mütter. Sie zwangen uns, unsere Mütter zu verfluchen, ebenso wie die Hamas und Sinwar. Sie zwangen uns auch, die israelische Flagge zu küssen und die israelische Nationalhymne zu singen. (...) Zwei von ihnen zogen mich wie die anderen Gefangenen aus und warfen mich dann auf die anderen Gefangenen. Einer von ihnen brachte eine Karotte und versuchte, sie mir in den Anus zu schieben. Während er versuchte, die Karotte hineinzustecken, filmten mich einige der anderen mit ihren Handys. Ich habe vor Schmerz und Angst geschrien. Das ging etwa drei Minuten lang so weiter."

Aus der Aussage von A.H., einem Einwohner von Hebron

 

Amputation aufgrund von Folter und unzureichender medizinischer Behandlung

"Sie führten uns in Lagerhäuser, die sie zu Haftanstalten umfunktioniert hatten. Sie zwangen uns, bis zum Abend auf dem Boden kniend zu verharren. Dann wurden wir in ein Vernehmungszentrum gebracht. [...] Während des Verhörs schlugen sie uns mit einem Stock und traten uns, besonders in den Rücken- und Nackenbereich. Es waren etwa 80 von uns dort. Sie hielten uns nackt und in derselben Position bis Mitternacht fest. Es war sehr kalt. [...] [dann] setzten sie uns alle auf einen Lastwagen - etwa 80 Menschen übereinander gestapelt. Wir durften uns nicht bewegen oder sprechen. Wenn die Soldaten eine Bewegung bemerkten, schlugen sie uns. Ich spürte, dass sie mein linkes Bein verletzt hatten. [...] Dann verfrachteten sie uns in einen anderen Lastwagen, fesselten uns die Hände auf dem Rücken und brachten uns in ein Verhörzentrum, das sich, soweit ich weiß, innerhalb Israels befand. Ich fühlte mich schwach und hatte kein Gefühl mehr in den Beinen, aber ich bewegte mich nicht, damit sie mich nicht schlugen. [...]

Am ersten Tag in der Haft wurden wir gezwungen, den ganzen Tag über mit gefesselten Händen und Füßen auf Schotter zu verharren. Nachts schlief ich nur zwei Stunden. [...] Zwei Tage später spürte ich Schmerzen in meinem Bein und eine leichte Schwellung. Ich bat den Gefängniswärter, jemanden zu holen, der mein Bein untersuchen könne. Ein Soldat kam und machte ein Foto von meinem Bein, zweimal, um es der Ärztin zu zeigen, aber sie meldete sich nie bei mir. Ich hatte eine Woche lang Schmerzen und hohes Fieber. Die Soldaten brachten mich in einem Kleinbus in ein Krankenhaus im Vernehmungszentrum, und auf dem Weg dorthin schlugen sie mit Schlagstöcken und ihren Gewehren auf mein verletztes Bein ein und traten auf meine Beine. Ich schrie vor Schmerzen. Ein Soldat fragte mich: "Welches deiner Beine ist verletzt?" und schlug brutal auf dieses Bein. Auch als sie mich aus dem Minibus holten, schlugen sie weiter auf das Bein und meinen Kopf. Aus der Wunde sickerte Eiter [...] Als wir ankamen, wartete ich etwa zwei Stunden auf den Arzt, auf dem Boden, mit verbundenen Augen und gefesselten Händen und Füßen. Dann legten sie mich auf das Bett und zogen mir die Kleider aus, immer noch mit verbundenen Augen und gefesselten Händen und Füßen. Sie steckten mich in eine Windel. Ich wurde ohnmächtig. Ich habe nicht einmal gespürt, wie sie mich untersucht haben.

Als ich aufwachte, sagte jemand zu mir: "Du wurdest operiert." Ich hatte immer noch die Augen verbunden. Ich wusste nicht, ob die Person, die mit mir sprach, ein Arzt oder ein Soldat war. Man gab mir keine Informationen über die Operation. Ich fragte sie, wie es meinem Bein ginge, und sie sagten, es sei in Ordnung. Sie gaben mir intravenös Schmerzmittel und machten einen Blutzuckertest. Drei Tage später wurde ich erneut operiert. Sie sagten, das Bein solle gereinigt und desinfiziert werden. Ich hatte große Schmerzen und war sehr hungrig, aber ich konnte nichts sagen. Ich blieb etwa 10 Tage dort, und sie wechselten nur meinen Verband. Ich konnte unter die Augenbinde etwas sehen und sah Knochen und eine Bandage. Dann brachten sie mich in einen Krankenwagen, mit verbundenen Augen und Handschellen. Einige Soldaten stiegen mit mir in den Krankenwagen und schlugen während der ganzen Fahrt auf mein verletztes Bein ein. Ich hatte große Schmerzen. Ich habe nicht geschrien, weil sie diejenigen noch mehr schlagen, die schreien. Als ich im Krankenhaus ankam, hörte ich sie 'Shiba in Tel Hashomer' sagen. Ein Gefäßmediziner kam und sagte zu mir: "Ihr Bein muss amputiert werden. Wir müssen einen Orthopäden hinzuziehen." Die Soldaten lachten und machten sich über mich lustig: "Schneidet ihm das Bein ab." [...]

Als der Orthopäde kam und mich untersuchte, sagte er zu mir: "Sie müssen sich entscheiden: Ihr Bein oder Ihr Leben. Es ist Ihre Entscheidung." Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens, mein Bein amputieren zu lassen. Ich war schockiert, zumal ich allein war und niemand aus der Familie bei mir war, um mich zu beraten. Von den Soldaten erfuhr ich, dass die Operation fünf Stunden dauern würde. Ich wurde in Handschellen und mit verbundenen Augen in den OP gebracht. "Du musst dich entscheiden: Ihr Bein oder Ihr Leben. Es ist deine Entscheidung." (…) Es war am 19. oder 20. März. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern, bis ich aufwachte und um ein Glas Wasser bat. Sie brachten mir Wasser und brachten mich dann sofort in einem Krankenwagen mit Sauerstoff und Bluttransfusionen in ein Militärkrankenhaus. Ich glaube, es war in Sde Teiman, einem Gefangenenlager im Negev. Als ich im Militärkrankenhaus ankam, schlossen sie mich an eine Infusion an und wechselten meine Windel. Fünf Tage lang trug ich denselben Verband am Bein, erst danach wurde er gewechselt.

(…) Das ging so weiter, bis ich am 15. April 2024 entlassen wurde. [...] Es war ungefähr 2:00 Uhr nachts. Sie legten mir Handschellen an, verbanden mir die Augen und befahlen mir zu gehen, allein, ohne Krücken oder Rollstuhl. Ich begann zu hüpfen. Ich hüpfte viermal und fiel zu Boden, und dann fing ich an zu schreien. Dann setzten mich die Soldaten in einen Krankenwagen, und einige Zeit später fand ich mich an der Kerem Shalom-Kreuzung wieder. [...] Jetzt lebe ich mit meinen Kindern und meiner Frau in einem Zelt in der Nähe des European Hospital in Khan Yunis. Die Bedingungen hier sind sehr schwierig, es gibt weder Strom noch Wasser. Es geht mir emotional sehr schlecht, ich bin ein gebrochener Mann. Ich weine um mich selbst und darüber, was mir widerfahren ist. Ich habe ohne Grund ein Bein verloren. Ich hatte keine medizinische Vorgeschichte. Das ist nur wegen der medizinischen Nachlässigkeit in der Haftanstalt passiert. Jetzt kann ich auch nicht mehr arbeiten und sitze den ganzen Tag im Zelt fest.

Aus der Aussage von Sufian Abu Saleh (43), einem Einwohner von Khan Yunis im Gazastreifen

 

Über Lebensmittel und Hunger

"Es gab auch eine klare Politik des Hungerns. Die meiste Zeit des Tages waren wir hungrig und durstig. Wir bekamen nur sehr wenig zu essen. Sie brachten 12 Häftlingen eine Menge, die kaum für zwei reichte. Wir bekamen nur zwei Mahlzeiten pro Tag. Zum Beispiel bekam jeder Häftling sechs Scheiben Brot für den ganzen Tag. Die erste Mahlzeit gab es zwischen 12:00 und 13:00 Uhr: etwa ein Kilo Reis für 12 Häftlinge, das sind etwa 3 Löffel für jeden. Der Reis war nur halbgekocht. An manchen Tagen bekam jeder Häftling zwei kleine Würstchen oder ein normales Würstchen zusammen mit dem Reis. Einmal brachten sie uns Hähnchenschnitzel, aber das geschah nur einmal. Sie sagten uns, sie wollten kein Eiweiß an uns verschwenden. Zweimal bekamen wir eine Scheibe Putenbrust. Die zweite Mahlzeit gab es zwischen 15 und 17 Uhr: 50 Gramm Joghurt für jeden Häftling und eine Paprikaschote für jeweils acht Personen, manchmal auch eine Gurke für jeweils zwei Häftlinge. Wir bekamen nichts Süßes, außer manchmal Karotten, die ich aufhob und abends aß. Das war ein Leckerbissen, als würde man Knafeh [eine arabische Süßspeise, Anm.] essen. Manchmal bekamen wir eine Tomate für je zwei Häftlinge. Nur dreimal in der Woche bekamen wir Wurst oder anderes Fleisch, an den anderen vier Tagen gab es gar kein Fleisch. Manchmal bekamen wir ein Ei. Wir wollten so sehr Fleisch haben, dass wir, wenn es keines gab, den Reis zwischen zwei Scheiben Brot legten und uns vorstellten, wir würden Fleisch essen."

Aus der Aussage von Musa 'Aasi (58), einem Einwohner von Beit Liqya im Bezirk Ramallah

 

Hygiene, Unterbrechung der Wasserversorgung und Kälte

"Wir durften nur einmal in 20 Tagen duschen, und selbst dann gab es weder Seife noch Reinigungsmittel. Auch unsere Kleidung konnten wir nicht waschen, und sie stank unerträglich. Wir konnten die Zelle weder putzen noch waschen. Nachdem wir 20 Tage lang immer wieder darum gebeten hatten, gaben sie uns schließlich das Ende eines Wischmopps ohne Stiel, um die Zelle zu reinigen."

Aus der Aussage von Musa 'Aasi, 58, Vater von fünf Kindern und Bewohner von Beit Liqya im Bezirk Ramallah

 

Nicht genug Trinkwasser

"Sie haben auch die Wasserversorgung in den Zellen abgestellt und nur eine Stunde am Tag eingeschaltet. Wir hatten eine Wasserflasche für alle sieben Personen, die wir auffüllten, damit wir trinken konnten, wenn kein Wasser aus dem Hahn kam. Die Flasche reichte nicht für uns alle, also haben wir auch Müllsäcke ausgeräumt und mit Wasser gefüllt. Wir tranken daraus und benutzten sie auch, um die Toiletten zu reinigen. Wegen des Wassermangels gingen wir so wenig wie möglich auf die Toilette, was bei einigen Leuten zu Bauchbeschwerden führte."

Aus der Aussage von Firas Hassan (50), einem Vater von vier Kindern und Bewohner von Hindaza, Bezirk Bethlehem

 

Über die Initial Reaction Force (IRF), auf Hebräisch als Keter bekannt - zwei Zeugen bezeichneten sie als "Todesschwadron"

"Nachdem sie uns etwa 10 Minuten lang verprügelt hatten, banden sie uns die Hände mit Kabelbindern hinter dem Rücken zusammen. Sie zogen sie so fest an, dass ich spürte, wie sie in meine Hände schnitten. Die Schläge gingen weiter, und Mitglieder der Truppe traten auf meine Brust und meinen Kopf. Es waren auch zwei Offiziere in der Zelle, und einer von ihnen befahl ihnen, uns zu schlagen. Die Angehörigen der Streitkräfte lachten untereinander. Sie nahmen den Häftlingen einige Kleidungsstücke weg. Sie zerrten einige von uns auf den Boden und zwangen andere, die Schuhe eines der Offiziere zu küssen. Ich sah, wie sie einige Häftlinge an den Hoden packten, und die Häftlinge schrien und weinten. Die Beamten drückten auch ihre Schlagstöcke gegen die Genitalien einiger Häftlinge. Der Strom der Beleidigungen riss nicht ab: "Wichser", "Hurensöhne", "Hunde", "ISIS". Einige der Soldaten filmten uns mit Handys und Kameras. Ich hörte, wie ein Offizier zu den anderen auf Hebräisch sagte: "Wir machen Livestreaming für Ben Gvir.""

Aus der Aussage von Firas Hassan (50), einem Vater von vier Kindern und Bewohner von Hindaza, Bezirk Bethlehem



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