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Israels Blockade von humanitären Gütern hält nun seit 25 Tagen an

  • office16022
  • 26. März
  • 4 Min. Lesezeit

Sechs von 23 Bäckereien, die vom UN-Welternährungsprogramm betrieben werden, sind bereits geschlossen worden, während die UNRWA, die wichtigste humanitäre Organisation für die palästinensische Bevölkerung, vor einer Woche bekanntgab, noch über einen Vorrat von etwa 60 000 Säcken Mehl zu verfügen, was jedoch nur für circa sieben Tage ausreicht.


Die Preise für die wenigen Lebensmittel, die in den Geschäften und auf den Märkten noch erhältlich sind, sind in die Höhe geschossen und für fast alle unerschwinglich geworden. Kartoffeln kosten umgerechnet 5,50 Euro pro kg, fünfmal mehr als vor einem Monat, während Gasflaschen zum Kochen für 55 Euro pro kg verkauft werden, viermal mehr als noch vor drei Wochen.


„Es ist ganz klar, dass die Menschen unterernährt sind. Die Bevölkerung ist sehr jung, und Kinder bräuchten nahrhafte Lebensmittel“, berichtet Dr. Khamis Elessi, ein leitender Arzt in Gaza-Stadt. Der amerikanische Arzt Dr. Feroze Sidhwa, derzeit auf freiwilliger Mission im Nasser-Krankenhaus, sagt, die Folgen von 18 Monaten schlechter Ernährung seien bei seinen PatientInnen mehr als deutlich zu sehen. Die Unterernährung hat auch Auswirkungen auf die Wundheilung und Rehabilitation nach Verletzungen: „Wir sehen sehr deutlich, dass alle abgenommen haben und ich kann sehen, dass meine chirurgischen Schnitte nicht gut verheilen.“

„Die Lage ist äußerst besorgniserregend“, erklärte der UNICEF-Regionaldirektor für Nordafrika und den Nahen Osten, Edouard Beigbeder. „Nur ein paar Dutzend Kilometer außerhalb des Gazastreifens lagern mehr als 180 000 Dosen wichtiger Routineimpfstoffe für Kinder, genug, um 60 000 Kinder unter zwei Jahren vollständig zu impfen und zu schützen, sowie 20 lebensrettende Beatmungsgeräte für neonatale Intensivstationen. Diese Beatmungsgeräte sind für Säuglinge, die eine erweiterte Atemunterstützung benötigen, unerlässlich. Tragischerweise haben derzeit etwa 4 000 Neugeborene keinen Zugang zu lebenswichtiger medizinischer Versorgung, da die medizinischen Einrichtungen massiv beeinträchtigt sind. Jeden Tag sterben ohne diese Beatmungsgeräte Menschen, insbesondere vulnerable, frühgeborene Babys im nördlichen Gazastreifen.“


Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), warnt, dass lebensrettende Medikamente für Mütter und wichtige Nahrungsergänzungsmittel wie Folsäure und Multivitamine in Gaza fast aufgebraucht sind. Die Einfuhr von tragbaren Brutkästen, Ultraschallgeräten und Sauerstoffpumpen sowie andere Geräte, die für Neugeborene, die mit Komplikationen geboren werden, unverzichtbar sind, werden an der Grenze von Israel blockiert, fügt UNFPA hinzu. Laut UNFPA hat eine von zwei schwangeren Frauen in Gaza eine Risikoschwangerschaft, schwangere und stillende Frauen sind stark unterernährt und mindestens eines von fünf Neugeborenen wurde im Februar mit Komplikationen, einschließlich niedrigem Geburtsgewicht, geboren. Nach Angaben des UNFPA gibt es im Gazastreifen etwa 50 000 schwangere Frauen. Täglich bringen etwa 130 Frauen ihr Kind zur Welt, darunter sind schätzungsweise 35 Kaiserschnitte pro Tag (bei kaum noch vorhandenen Narkosemittelvorräten in den Krankenhäusern), die Anzahl von Frühgeburten ist aufgrund der massiven Stresssituation der Mütter deutlich erhöht.


Hisham Mhanna, ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), berichtet: „Es herrscht eine große Angst vor dem, was passieren wird, vor allem bei den Eltern um ihre Kinder. Es geht Schlag auf Schlag: Befehle zur Flucht, Explosionen, die Krankenhäuser sind voll mit Verletzten, und jetzt werden auch noch die Lebensmittel knapp. Es ist sehr unvorhersehbar. Fast den ganzen Tag über sind massive Explosionen zu hören. Stündlich gehen Meldungen über Verletzte ein, aber die Rettungskräfte können nicht alle Orte erreichen, weil es zu gefährlich ist oder sie nicht genug Treibstoff für die Krankenwagen haben.“


Wie United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (UNOCHA) am 24. März 2025 berichtete, wurden in Rafah am 23. März 2025 Krankenwagen von der israelischen Armee angegriffen, wobei es mehrere Verletzte gab. Nach Angaben der Palästinensischen Rothalbmondgesellschaft (PRCS) wurden vier ihrer Krankenwagen sowie zehn Mitarbeiter, die humanitäre Arbeit leisteten, angegriffen. Nach Angaben des PRCS ist die Kommunikation mit dem Team seit vier Tagen vollständig unterbrochen, ihr Schicksal und Wohlergehen bleibt unbekannt.

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Am 24. März veröffentlichte das Gesundheitsministerium in Gaza eine Liste mit 50 021 Menschen, die zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 22. März 2025 in Gaza getötet worden sind. Laut dieser Liste wurden 15 613 Kinder (31 Prozent), 8 304 Frauen (17 Prozent), 22 265 Männer (44 Prozent) und 3 839 ältere Menschen (acht Prozent) getötet. Unter den getöteten Kindern waren 825 unter 12 Monaten alt, 274 Kinder wurden noch als Säuglinge getötet.


Der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Dr. Munir Al Bursh, erklärte, dass 7 Prozent der Gesamtbevölkerung des Gazastreifens entweder getötet oder verletzt worden seien. Dr. Al Bursh wies auch darauf hin, dass mehr als 25.000 Verletzte eine Rehabilitation und Langzeitbehandlung benötigen würden, während die Zahl der Amputationsfälle auf 4. 700 gestiegen ist, darunter 850 Kinder.


Zehntausende Menschen werden nach wie vor unter den Trümmern vermisst.

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Informationen entnommen aus:

Gaza medics issue malnutrition alert as total Israeli blockade enters fourth week

Israel continues to batter territory in renewed offensive as death toll from nearly 18 months of war passes 50,000

Palestinian children remain deprived of the most essential supplies and services

Statement by UNICEF Middle East and North Africa Regional Director Edouard Beigbeder, 16.03.2025

Today's top news: Occupied Palestinian Territory

UN-OCHA, 24. März 2025

Humanitarian Situation Update #275 | Gaza Strip

UN-OCHA, 25.03.2025

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