Schreiben der Ständigen Beobachtermission des Staates Palästina an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, den Präsidenten des Sicherheitsrates und den Präsidenten der Generalversammlung
bezüglich der israelischen Bodeninvasion in den südlichen Gazastreifen
(Inoffizielle Teil-Übersetzung, 5. Dezember 2023)
Schweigen angesichts der humanitären Katastrophe, die die Besatzungsmacht Israel der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen absichtlich zufügt - den Toten und Verwundeten, den Verstümmelten und Behinderten, den Vermissten und Waisen, den Obdachlosen und Vertriebenen, den Traumatisierten und Trauernden - ist skrupellos, es ist ein Schandfleck im globalen Gewissen und die Verantwortung aller, die zusehen und nichts dagegen tun.
Israels Aggression gegen den Gazastreifen "gehört zu den schlimmsten Angriffen auf eine Zivilbevölkerung unserer Zeit", wie der Leiter des norwegischen Flüchtlingsrats und ehemaliger UN-Vizegeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten, Jan Egeland, betonte, und dennoch versäumt es der UN-Sicherheitsrat, unmissverständlich einen Waffenstillstand zu fordern, um dem Blutvergießen Einhalt zu gebieten und seiner vorrangigen Pflicht nachzukommen, den internationalen Frieden und die Sicherheit durch die friedliche Beilegung von Konflikten zu wahren?
(…) Wer den falschen Behauptungen Israels Glauben schenken mag, es tue "alles, um den Schaden für die Zivilbevölkerung zu minimieren", braucht sich nur die Zahl von fast 2.000 getöteten palästinensischen Kindern, Frauen und Männern, mehr als 3.000 Verletzten und die massiven Zerstörungen im südlichen Gazastreifen allein in den letzten vier Tagen anzusehen, seit Israel seine Aggression gegen unser Volk, die keine Minute lang aufgehört hat, wieder in vollem Umfang aufgenommen hat.
Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen hat inzwischen 16.000 weit überschritten (…). Mehr als 7.000 Kinder und 5.000 Frauen bilden die Mehrheit der Opfer, viele von ihnen zerschmettert und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Zahl der Verwundeten liegt bei über 41.000, Tausende kämpfen ums Überleben, unzähligen wurden eine oder mehrere Gliedmaßen amputiert. Mehr als 7.500 Zivilisten liegen noch unter den Trümmern.
Selbst diejenigen, die dazu dienen, Leben zu retten - Ärzte, Sanitäter, humanitäre Helfer - werden systematisch von den israelischen Besatzungstruppen (IOF) angegriffen. In den letzten Tagen wurde ein weiterer Sanitäter, Osama Tayeh, bei seinen Kollegen vom Palästinensischen Roten Halbmond als "der Kinderretter" bekannt, weil er sich heldenhaft für die Rettung verwundeter Kinder einsetzte, bei einem weiteren israelischen Angriff auf Jabaliya selbst getötet. Vielleicht war er auch eines von Tausenden von Opfern der KI-Systeme, die Israel zur "Auswahl der Angriffsziele" einsetzt, Ziele, bei denen es sich in Wirklichkeit um Wohnhäuser, UN-Unterkünfte und Krankenhäuser handelt, wo Tausende von Zivilisten, die aus dem Norden auf der Suche nach Sicherheit in den Süden geflohen sind, nun kaltblütig ermordet werden, was von der Besatzungsmacht zynisch als "ausgeklügelter Einsatz" von KI vermarktet wird.
Es ist eine unbestreitbare Tatsache: In Gaza ist man vor der israelischen Tötungsmaschinerie nirgendwo mehr sicher. Dies wurde von UN-Beamten und internationalen humanitären Organisationen aus der ganzen Welt bestätigt und entlarvt erneut Israels Lügen über die Minimierung der palästinensischen Opfer. (…)
Angesichts dieser Grausamkeiten sind palästinensische Zivilisten einmal mehr auf der Flucht und versuchen verzweifelt, an einem Ort Zuflucht zu finden, an dem kein Mann, keine Frau und kein Kind mehr sicher ist. Inzwischen sind drei von vier Menschen im Gazastreifen, d. h. schockierende 80 % der Bevölkerung, zwangsumgesiedelt worden, insgesamt mehr als 1,8 Millionen Menschen. Viele Familien wurden in nur zwei Monaten zwei- oder dreimal entwurzelt, zogen vom Norden in den Süden des Gazastreifens und versuchen nun erneut verzweifelt, ihre Familien vor den israelischen Angriffen zu schützen.
Nun wird berichtet, dass weitere 600.000 Zivilisten im südlichen Gazastreifen von Israel den Befehl zur Evakuierung erhalten haben und dazu gezwungen werden sollen, während Bomben und Raketen auf sie niedergehen. Der UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazarrini warnte entsprechend: "Man kann nirgendwo hingehen, da die Notunterkünfte, auch die der UNRWA, über ihre Kapazität ausgelastet sind", und "Nirgendwo in Gaza ist man sicher, man kann nirgendwo hingehen“.
Dennoch drängt Israel weiterhin auf so genannte "sichere Zonen" und versucht, Millionen von Menschen in immer kleineren Gebieten zu konzentrieren, in denen es keine zivile Infrastruktur gibt, keine Unterkünfte, die grundlegende menschliche Bedürfnisse decken und auch keine Sicherheit bieten. (…)
Wie kann die internationale Gemeinschaft angesichts einer solchen Gefährdung von Menschenleben und offenkundiger ethnischer Säuberungen und Zwangsumsiedlungen tatenlos bleiben?
Zum Original in englischer Sprache:
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