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„Bestellung bei Amazon": Wie Tech-Giganten Massendaten für Israels Krieg speichern

Die israelische Armee nutzt Amazons Cloud-Service, um Überwachungsdaten über die Bevölkerung des Gazastreifens zu speichern, und erwirbt gleichzeitig weitere KI-Tools von Google und Microsoft für militärische Zwecke, wie eine Untersuchung zeigt.

 

Von Yuval Abraham, 4. August 2024, +972Mag in Kooperation mit Local Call

(Originalbeitrag in englischer Sprache)


Am 10. Juli sprach die Befehlshaberin des Zentrums für Rechen- und Informationssysteme der israelischen Armee, das für die Datenverarbeitung des gesamten Militärs zuständig ist, auf einer Konferenz mit dem Titel "IT for IDF" in Rishon Lezion in der Nähe von Tel Aviv. In ihrer Rede vor rund 100 Militär- und IndustrievertreterInnen, von der das Magazin +972 und Local Call eine Aufzeichnung erhalten haben, bestätigte Oberst Racheli Dembinsky zum ersten Mal öffentlich, dass die israelische Armee bei ihren laufenden Angriffen auf den Gazastreifen Cloud-Speicher und Dienste für künstliche Intelligenz nutzt, die von zivilen Tech-Giganten angeboten werden. In Dembinskys Vortragsfolien tauchten zweimal die Logos von Amazon Web Services (AWS), Google Cloud und Microsoft Azure auf.


Bei der Cloud-Speicherung werden große Mengen digitaler Daten außerhalb des Standorts aufbewahrt, häufig auf Servern, die von einem Drittanbieter verwaltet werden. Dembinsky erklärte zunächst, dass ihre Armeeeinheit, die unter dem hebräischen Akronym Mamram bekannt ist, bereits eine "operative Cloud" nutzt, die auf internen Militärservern gehostet wird und nicht auf öffentlichen Clouds, die von zivilen Unternehmen betrieben werden. Sie beschrieb diese interne Cloud als "Waffenplattform", die Anwendungen zur Markierung von Zielen für Bombardierungen, ein Portal zur Anzeige von Live-Aufnahmen von Drohnen über dem Gazastreifen sowie Feuer-, Befehls- und Kontrollsysteme umfasst.


Doch mit dem Beginn der Bodeninvasion der israelischen Armee in Gaza Ende Oktober 2023 seien die internen militärischen Systeme aufgrund der enormen Anzahl von Soldaten und militärischem Personal, die der Plattform als Nutzer hinzugefügt wurden, schnell überlastet gewesen, was zu technischen Problemen geführt habe, die die militärischen Funktionen Israels zu verlangsamen drohten, fuhr sie fort.


Der erste Versuch, das Problem zu lösen, so Dembinsky, bestand darin, alle verfügbaren Ersatzserver in den Lagern der Armee zu aktivieren und ein weiteres Datenzentrum einzurichten - aber das reichte nicht aus. Man beschloss, dass man "nach draußen gehen muss, in die zivile Welt". Ihr zufolge ermöglichten es die von großen Technologieunternehmen angebotenen Cloud-Dienste der Armee, auf Knopfdruck eine unbegrenzte Anzahl von Speicher- und Verarbeitungsservern zu erwerben, ohne die Server physisch in den Rechenzentren der Armee unterbringen zu müssen.


Der "wichtigste" Vorteil der Cloud-Firmen, so Dembinsky, seien jedoch ihre fortschrittlichen Fähigkeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz. "Die verrückte Fülle an Diensten, Big Data und KI - wir sind bereits an einem Punkt angelangt, an dem unsere Systeme dies wirklich brauchen", sagte sie mit einem Lächeln. Die Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen, so fügte sie hinzu, habe dem Militär im Gazastreifen eine "sehr große operative Effizienz" beschert.

Dembinsky führte nicht aus, welche Dienste von Cloud-Unternehmen gekauft wurden und wie sie dem Militär geholfen haben. In einer Stellungnahme gegenüber +972 und Local Call betonte die israelische Armee, dass geheime Informationen und Angriffssysteme, die in der internen Cloud gespeichert sind, nicht in die von Technologieunternehmen bereitgestellten öffentlichen Clouds verschoben wurden.


Eine neue Untersuchung von +972 und Local Call hat jedoch ergeben, dass die israelische Armee in der Tat einige Geheimdienstinformationen, die bei der Massenüberwachung der Bevölkerung im Gazastreifen gesammelt wurden, auf Servern gespeichert hat, die von Amazons AWS verwaltet werden. Die Untersuchung zeigt außerdem, dass bestimmte Cloud-Anbieter seit Beginn des Gaza-Krieges eine Fülle von KI-Fähigkeiten und -Diensten an israelische Armeeeinheiten geliefert haben.


Quellen im israelischen Verteidigungsministerium, in der israelischen Rüstungsindustrie, in den drei Cloud-Unternehmen sowie sieben israelische Geheimdienstmitarbeiter, die seit Beginn der Bodeninvasion im Oktober an der Operation beteiligt waren, beschrieben gegenüber +972 und Local Call, wie das Militär Ressourcen aus dem Privatsektor erwirbt, um seine technischen Kapazitäten im Krieg zu verbessern. Drei Geheimdienstquellen zufolge ist die Zusammenarbeit der Armee mit AWS (Amazon) besonders eng: Der Cloud-Gigant stellt dem israelischen Militärgeheimdienst eine Serverfarm zur Verfügung, auf der massenhaft nachrichtendienstliche Informationen gespeichert werden, die die Armee im Krieg unterstützen.


Mehreren Quellen zufolge ermöglicht die exponentielle Kapazität des öffentlichen AWS-Cloud-Systems der Armee einen "endlosen Speicher", um Informationen über fast "jeden" in Gaza zu speichern. Eine Quelle, die das Cloud-basierte System während des aktuellen Krieges nutzte, beschrieb, dass sie während der Ausführung ihrer operativen Aufgaben "Bestellungen bei Amazon" für Informationen tätigten und mit zwei Bildschirmen arbeiteten - einem, der mit den privaten Systemen der Armee verbunden war, und einem, der mit AWS verbunden war.

Militärische Quellen betonten gegenüber +972 und Local Call, dass der Umfang der aus der Überwachung aller palästinensischen BewohnerInnen des Gazastreifens gewonnenen Informationen so groß ist, dass sie nicht allein auf Militärservern gespeichert werden können. Insbesondere, so die Quellen des Geheimdienstes, seien sehr viel umfangreichere Speicherkapazitäten und eine höhere Verarbeitungsleistung erforderlich, um Milliarden von Audiodateien (im Gegensatz zu reinen Textinformationen oder Metadaten) zu speichern, weshalb die Armee gezwungen sei, auf die von Technologieunternehmen angebotenen Cloud-Dienste zurückzugreifen.


Die riesige Menge an Informationen, die in Amazons Cloud gespeichert ist, half den Militärquellen zufolge in seltenen Fällen sogar dabei, Luftangriffe auf den Gazastreifen zu bestätigen - Angriffe, die auch palästinensische ZivilistInnen getötet und geschädigt hatten. Insgesamt deckt unsere Untersuchung einige der Methoden auf, mit denen große Technologieunternehmen zu Israels laufendem Krieg beitragen - einem Krieg, der von internationalen Gerichten wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf illegal besetztem Gebiet angeklagt wurde.

 

Du zahlst eine Million Dollar und hast tausend Server mehr


Im Jahr 2021 unterzeichnete Israel einen gemeinsamen Vertrag mit Google und Amazon namens Project Nimbus. Erklärtes Ziel der Ausschreibung im Wert von 1,2 Milliarden Dollar war es, Ministerien zu ermutigen, ihre Informationssysteme auf die öffentlichen Cloud-Server der Gewinnern-Unternehmen zu übertragen und fortschrittliche Dienste von ihnen zu erhalten.

Das Geschäft war höchst umstritten, und Hunderte von MitarbeiterInnen beider Unternehmen unterzeichneten innerhalb weniger Monate einen offenen Brief, in dem sie dazu aufriefen, die Beziehungen zum israelischen Militär zu beenden. Seit dem 7. Oktober haben Proteste von Amazon- und Google-MitarbeiterInnen zugenommen, die unter dem Motto "No Tech For Apartheid" organisiert wurden. Im April entließ Google - kurzzeitig als Sponsor der IT For IDF-Konferenz angeführt, auf der Dembinsky sprach, bevor das Logo entfernt wurde - 50 MitarbeiterInnen, weil sie an einem Protest in den New Yorker Büros des Unternehmens teilgenommen hatten.


In Medienberichten hieß es, das israelische Militär und das Verteidigungsministerium würden im Rahmen des Projekts Nimbus nur nicht als geheim eingestuftes Material in die öffentliche Cloud hochladen. Unsere Untersuchung zeigt jedoch, dass große Cloud-Unternehmen mindestens seit Oktober 2023 Datenspeicher- und KI-Dienste für Armeeeinheiten anbieten, die mit Verschlusssachen zu tun haben. Mehrere Sicherheitsquellen berichteten +972 und Local Call, dass der Druck auf die israelische Armee seit Oktober zu einem dramatischen Anstieg des Kaufs von Diensten von Google Cloud, Amazons AWS und Microsoft Azure geführt hat, wobei die meisten Käufe von den beiden erstgenannten Unternehmen über den Projekt Nimbus-Vertrag erfolgten.


Eine Geheimdienstquelle erklärte, dass die Systeme der israelischen Armee zu Beginn des Krieges so überlastet waren, dass sie in Erwägung zog, ein Aufklärungssystem, das als Grundlage für viele Angriffe im Gazastreifen diente, auf öffentliche Cloud-Server zu verlagern. "Es gab 30 Mal so viele Benutzer, so dass es einfach zusammenbrach", so die Quelle über das System.


"Was in der [öffentlichen] Cloud passiert", so die Quelle weiter, "ist, dass man einen Knopf drückt, im Monat weitere tausend Dollar bezahlt und schon hat man 10 Server. Ein Krieg beginnt? Man zahlt eine Million Dollar und hat tausend weitere Server. Das ist die Macht der Cloud. Und deshalb haben sich die Leute in der israelischen Armee [während des Krieges] wirklich für die Arbeit mit der Cloud eingesetzt. Es war ein Dilemma."


Projekt Nimbus hat dieses Dilemma behoben. Zu den Ausschreibungsbedingungen gehörte, dass die beiden siegreichen Unternehmen, Google und Amazon, 2022 bzw. 2023 Rechenzentren in Israel einrichten. Anatoly Kushnir, Mitbegründer des israelischen Technologieunternehmens Comm-IT, das seit Oktober Militäreinheiten bei der Einführung in die Cloud unterstützt, erklärte gegenüber +972 und Local Call, dass Nimbus "eine Infrastruktur" fortschrittlicher Rechenzentren unter israelischer Rechtsprechung geschaffen habe.


Dieses Arrangement, so sagte er, erleichtere es den "Sicherheitseinheiten, sogar den sensibleren", während des Krieges Informationen in der Cloud zu speichern, ohne Angst vor ausländischen Gerichten zu haben - die vermutlich die Informationen im Falle eines Prozesses gegen Israel einfordern könnten.


"Während des Krieges", so Kushnir weiter, "wurden Bedürfnisse [in der Armee] geschaffen, die [vorher] nicht existierten, und es war viel einfacher, sie [mit] dieser Infrastruktur zu befriedigen, denn es ist die Infrastruktur eines globalen Eigentümers, der Dienstleistungen von den einfachsten bis zu den kompliziertesten erbringen kann." Diese Unternehmen, so fügte er hinzu, versorgten das israelische Militär mit den "fortschrittlichsten Diensten", die es gibt und die im aktuellen Gaza-Krieg eingesetzt wurden.


Dieser dramatische Wandel in den Verfahren der Armee hat sich seit Beginn des Krieges erheblich beschleunigt. In der Vergangenheit, so Kushnir, habe sich die Armee hauptsächlich auf selbst entwickelte Systeme verlassen, die als "on-prem", kurz für "on premises", bezeichnet wurden. Dies bedeutete jedoch, dass sie Monate, wenn nicht sogar Jahre warten musste, um neue Dienste zu entwickeln, die ihr fehlten. In der öffentlichen Cloud hingegen sind die KI-, Speicher- und Verarbeitungsfunktionen "viel leichter zugänglich".


Kushnir schränkte ein, dass "die wirklich sensiblen Informationen, die geheimsten Dinge, nicht [in der zivilen Cloud] sind. Die operative Seite ist definitiv nicht dort. Aber es gibt nachrichtendienstliche Dinge, die teilweise dort aufbewahrt werden".


Doch selbst innerhalb der Armee haben einige ihre Besorgnis über das Potenzial für Datenverletzungen zum Ausdruck gebracht. "Als sie anfingen, mit uns über die Cloud zu sprechen, und wir fragten, ob es nicht ein Informationssicherheitsproblem gäbe, wenn wir unsere Daten an ein Drittunternehmen senden, wurde uns gesagt, dass dieses [Risiko] durch den Wert der Nutzung in den Schatten gestellt wird", sagte eine Geheimdienstquelle.

 

Die Cloud hat Informationen über jeden


Quellen sagten gegenüber +972 und Local Call, dass die meisten nachrichtendienstlichen Informationen der israelischen Armee über palästinensische Militärangehörige auf den internen Computern der Armee und nicht in der öffentlichen Cloud gespeichert werden, die mit dem Internet verbunden ist. Drei Sicherheitsquellen zufolge ist jedoch eines der vom israelischen Militärgeheimdienst verwendeten Datensysteme in der öffentlichen Cloud von Amazon, AWS, gespeichert.


Das Militär nutzt dieses System in Gaza mindestens seit Ende 2022 zur Massenüberwachung, aber vor dem aktuellen Krieg galt es nicht als besonders einsatzfähig. Diesen Quellen zufolge enthält das Amazon-System nun einen "unendlichen Speicher" an Informationen, die die Armee nutzen kann.


Verteidigungsquellen bestätigten, dass die auf AWS gespeicherten nachrichtendienstlichen Informationen im Vergleich zu den in den internen Systemen des Militärs gespeicherten Informationen immer noch als "vernachlässigbar" angesehen werden, was ihre operative Nutzung angeht. Drei Quellen, die bei den Angriffen der Armee beteiligt waren, sagten jedoch, dass die AWS in einer Reihe von Fällen genutzt wurde, um "zusätzliche Informationen" vor Luftangriffen gegen mutmaßliche Militärangehörige zu liefern, bei denen in einigen Fällen zahlreiche Zivilisten getötet wurden.


Wie +972 und Local Call in einer früheren Untersuchung aufdeckten, genehmigte die israelische Armee die Tötung von "Hunderten von Zivilisten" bei Angriffen gegen hochrangige Hamas-Kommandeure auf der Ebene von Brigadekommandeuren und manchmal sogar Bataillonskommandeuren. In einigen dieser Fälle, so erklärten Sicherheitsquellen, wurde die Cloud von Amazon eingesetzt.


Quellen gaben an, dass das AWS-basierte System für den israelischen Geheimdienst besonders nützlich ist, weil es Informationen "über jeden" speichern kann, ohne Speicherbeschränkungen. Dies hatte manchmal operative Vorteile: Eine Geheimdienstquelle beschrieb einen "wirklich schicksalhaften" Moment im Krieg, als die Armee ein hochrangiges Mitglied des militärischen Flügels der Hamas in einem großen, mehrstöckigen Gebäude mit Hunderten von Flüchtlingen und Kranken ausfindig machte. Die Quelle beschrieb den Einsatz von AWS, um Informationen darüber zu sammeln, wer sich in dem Gebäude befand. Der Angriff sei schließlich abgebrochen worden, weil unklar war, wo genau sich der hochrangige Agent versteckt hielt, und die Armee befürchtete, dass ein weiterer Angriff dem Ansehen Israels schaden würde.


"Die [Amazon]-Cloud ist ein endloser Speicherplatz", so eine andere Quelle des israelischen Geheimdienstes. "Es gibt immer noch die regulären [Armee-]Server, die ziemlich groß sind ... Aber beim Sammeln von Geheimdienstinformationen findet man manchmal jemanden, der einen interessiert, und sagt: 'Wie schade, er ist nicht dabei [als Überwachungsziel], ich habe keine Informationen über ihn. Aber die Cloud gibt Ihnen Informationen über ihn, denn die Cloud hat [Informationen über] jeden."


Früher hat die Armee üblicherweise die in ihren Datenbanken angesammelten nutzlosen Informationen gelöscht, um Platz für neue Informationen zu schaffen. In ihrem Vortrag am 10. Juli wies Dembinsky jedoch darauf hin, dass die Armee seit Oktober daran arbeitet, "das gesamte Kampfmaterial zu sichern, zu speichern und aufzubewahren". Eine Sicherheitsquelle bestätigte, dass dies in der Tat der Fall ist, und führte die Vergrößerung des Speicherplatzes auf die öffentlichen Cloud-Unternehmen zurück.


Ein weiterer wichtiger Anreiz für die Zusammenarbeit mit den Cloud-Giganten sind deren Fähigkeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz und die Serverfarmen mit Grafikprozessoren (GPU), die sie unterstützen. Eine Geheimdienstquelle, die an Diskussionen über die Verlagerung militärischer Nachrichtendienste in die öffentliche Cloud teilnahm, sagte, dass die Vorgesetzten "darüber sprachen, dass sie, wenn sie in die Cloud wechseln, [die Cloud-Unternehmen] auch ihre eigenen STT [Speech-to-Text-Funktionen] haben. Diese sind gut; sie haben viele Fähigkeiten. Warum alles in der Armeeeinheit entwickeln, wenn die Fähigkeiten bereits vorhanden sind?"

Der Arbeitsablauf, den die Geheimdienstoffiziere gegenüber +972 und Local Call beschrieben haben - das "Bestellen" von Daten aus der öffentlichen AWS-Cloud und das anschließende Senden an ein geschlossenes militärisches Netzwerk - stimmt mit den Details in einem Buch überein, das der derzeitige Kommandeur der Einheit 8200, einer Eliteeinheit innerhalb des israelischen Militärgeheimdienstes, Yossi Sariel, im Jahr 2021 verfasst hat, wie The Guardian kürzlich enthüllte.


"Wie können die Sicherheitsbehörden die 'Amazon-Cloud' nutzen und sich dabei sicher fühlen?" schrieb Sariel und plädierte als Lösung für ein spezielles Netzwerk, in dem das interne System des Militärs und die öffentliche Cloud sicher "die ganze Zeit miteinander kommunizieren" könnten. Der Umfang der geheimen Informationen, die der israelische Geheimdienst sammelt, sei so groß, dass sie "nur in Unternehmen wie Amazon, Google oder Microsoft gespeichert werden können."


Im selben Jahr forderte der stellvertretende Kommandeur der Einheit 8200 in einer Zeitschrift des israelischen Geheimdienstes "neue Partnerschaften" mit öffentlichen Cloud-Anbietern, da deren KI-Fähigkeiten "durch nichts zu ersetzen" und denjenigen der Armee überlegen seien. Er deutete an, dass auch die Cloud-Unternehmen von einer Partnerschaft mit dem Militär profitieren werden: "Aman [der militärische Geheimdienst] verfügt über die meisten Daten der IDF, einschließlich der Daten über die Feinde, die von einer Vielzahl von Sensoren stammen - Daten, für die zivile Unternehmen ein Vermögen zahlen würden, um Zugang zu erhalten."

 

Die Nutzung durch die IDF ist eines der besten Verkaufsargumente


Quellen aus dem Militär und der Waffenindustrie zufolge galt Microsoft Azure jahrelang als Israels wichtigster Cloud-Anbieter, der seine Dienste an das Verteidigungsministerium und Armeeeinheiten verkaufte, die mit geheimen Informationen arbeiten. Einer Quelle zufolge sollte Azure dem israelischen Militär die Cloud zur Verfügung stellen, in der die Überwachungsdaten gespeichert werden sollten - doch Amazon bot einen besseren Preis. Quellen in den Cloud-Unternehmen, die in die Beziehungen zum israelischen Verteidigungsministerium eingeweiht waren, sagten, dass Amazon seit dem Gewinn der Nimbus-Ausschreibung aggressiv mit Azure konkurriert, in der Hoffnung, es als Top-Dienstleister der Armee abzulösen.


Kushnir von Comm-IT erklärte, dass in der Vergangenheit "die meisten Regierungs- und Militärbehörden viel in die Entwicklung und Erstellung von Systemen auf der Basis von Azure investiert haben". Da Azure jedoch die Nimbus-Ausschreibung nicht gewonnen habe, habe es im Verteidigungsministerium einen "gewissen Umstiegsprozess" zu den Servern von Google und Amazon gegeben, der sich während des aktuellen Krieges beschleunigt habe.


Quellen in der High-Tech-Branche sagten, dass das israelische Verteidigungsministerium als ein wichtiger und "strategischer" Kunde für die drei Cloud-Unternehmen gilt. Dies liegt nicht nur am großen finanziellen Umfang der Transaktionen, sondern auch daran, dass Israel als einflussreich für die Meinungsbildung unter den Sicherheitsbehörden weltweit und als Vorreiter für "Trends" gilt, die andere Behörden übernehmen.


Einer der Personen, die jahrelang die Beschaffungspolitik des Verteidigungsministeriums leiteten und Kontakte zu den Cloud-Giganten pflegten, ist Oberst Avi Dadon, der für diese Untersuchung mit +972 und Local Call sprach. Bis 2023 leitete er die Beschaffungsverwaltung des Verteidigungsministeriums und war für militärische Beschaffungen in Höhe von mehr als 10 Mrd. NIS (rund 2,7 Mrd. USD) pro Jahr verantwortlich.


"Für [die Cloud-Unternehmen] ist es das stärkste Marketing", sagte Dadon. "Was die IDF nutzt, war und wird eines der besten Verkaufsargumente für Produkte und Dienstleistungen in der Welt sein. Für sie ist es ein Labor. Natürlich wollen sie [mit uns] arbeiten."


Dadon sagte, er habe viele Treffen mit Vertretern von AWS, Microsoft Azure und Google Cloud in Israel sowie auf Reisen in die Vereinigten Staaten gehabt. Er stand auch in Kontakt mit den Cloud-Giganten über eine geheime Ausschreibung namens Projekt Sirius.


Sirius, über das die israelische Finanzzeitung Globes erstmals im Jahr 2021 berichtete, gilt als wesentlich sensibler als Nimbus und wurde noch nicht mit einem der Technologieunternehmen unterzeichnet. Im Mai gab das Militär auf seiner Website bekannt, dass es einen Experten sucht, der "mit den großen Cloud-Anbietern zusammenarbeitet", um "die [militärischen] Systeme in die öffentliche Cloud (Nimbus) zu übertragen" und "den Upload der zentralen, operativen Systeme in die Sicherheits-Cloud vorzubereiten", und zwar im Rahmen der Sirius-Ausschreibung.


"Sirius ist eine private und abgeschirmte Sicherheits-Cloud [isoliert von öffentlichen und anderen Netzen], die nur für die IDF und das Verteidigungsministerium bestimmt ist", erklärte Dadon. "Es gibt seit mehr als zehn Jahren Diskussionen darüber, wie diese aussehen wird." Diese neue Cloud soll nach Angaben von drei Sicherheitsquellen vom Internet getrennt sein und auf der Infrastruktur der großen Cloud-Anbieter aufbauen, so dass alle israelischen Sicherheitsbehörden sie für klassifizierte Systeme nutzen können.


Dadon zufolge haben die öffentlichen Cloud-Dienste das Potenzial, die Schlagkraft des Militärs zu erhöhen. Bei der Suche nach einer Person, die "eliminiert" werden soll, erklärt er, "sammelt man Milliarden von Details, die scheinbar uninteressant sind. Aber man muss sie speichern. Wenn man alles zu einem Produkt verarbeiten [und] zusammenfügen will, das einem sagt, dass [die Zielperson] um diese Zeit hier ist, hat man fünf Minuten Zeit, man hat nicht den ganzen Tag und die ganze Nacht. Also braucht man natürlich die Informationen“.


"Sie können das nicht auf Ihren Servern machen, weil Sie ständig löschen müssen, was Sie für unnötig halten", so Dadon weiter. "Hier gibt es einen sehr kritischen Kompromiss. Wenn man einmal in die Cloud hochgeladen hat, ist der Weg zurück zu 'on-prem' fast unmöglich. Man lernt eine neue Welt kennen. Sie haben bereits Informationen hochgeladen, die um mehrere Größenordnungen größer sind, und was werden Sie jetzt tun? Anfangen, sie zu löschen?"


Wie +972 und Local Call in einer früheren Untersuchung aufdeckten, basierten viele der israelischen Angriffe in Gaza zu Beginn des Krieges auf den Empfehlungen eines Programms namens "Lavender". Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz verarbeitete dieses System Informationen über die meisten BewohnerInnen des Gazastreifens und erstellte eine Liste von mutmaßlichen Militärangehörigen, darunter auch potentiellen Nachwuchskräften, die ermordet werden sollten. Israel griff diese systematisch in ihren Privathäusern an und tötete ganze Familien. Mit der Zeit erkannte das Militär, dass Lavender nicht "zuverlässig" genug war, und sein Einsatz wurde zugunsten anderer Software eingeschränkt. +972 und Local Call konnten nicht bestätigen, ob Lavender mit Hilfe von zivilen Firmen, einschließlich öffentlicher Cloud-Unternehmen, entwickelt wurde.

 

„Du kämpfst von deinem Laptop aus“


In ihrem Vortrag im vergangenen Monat bezeichnete Dembinsky die aktuelle Militäroperation im Gazastreifen als "den ersten digitalen Krieg". Dies scheint zwar übertrieben, da bei der Offensive auf den Gazastreifen im Jahr 2021 auch digitale Fähigkeiten zum Einsatz kamen, aber israelische Verteidigungsquellen erklärten, dass sich die Digitalisierungsprozesse der Armee während des aktuellen Krieges erheblich beschleunigt haben. Ihnen zufolge laufen die Kommandeure im Feld mit verschlüsselten Smartphones herum, schreiben Nachrichten in einem operativen Chat, der WhatsApp ähnelt (aber nichts mit dem Unternehmen zu tun hat), laden Dateien auf ein gemeinsames Laufwerk hoch und nutzen unzählige neue Anwendungen.

"Du kämpfst von deinem Laptop aus", sagte ein Offizier, der in einem Einsatzraum in Gaza diente. Früher sah man das Weiße in den Augen des Gegners, schaute durch ein Fernglas und sah ihn explodieren". Wenn heute jedoch ein Ziel auftaucht, "sagt man [den Soldaten] über den Laptop: 'Schieß mit dem Panzer'".


Eine der Apps in der internen Cloud des Militärs heißt Z-Tube (Z ist die Abkürzung für Zahal, das Akronym für die IDF); es handelt sich um eine Website, die ähnlich wie Youtube aussieht und es den Soldaten ermöglicht, auf Live-Filmmaterial aller militärischen Filmgeräte im Gazastreifen zuzugreifen, einschließlich UAVs. Mit einer anderen App namens "MapIt" können die Soldaten Ziele in Echtzeit auf einer interaktiven Karte markieren. "Ziele sind die umfangreichste Darstellung auf der Karte", so eine Sicherheitsquelle gegenüber +972 und Local Call. "Es sieht so aus, als ob jedes Haus ein Ziel hat."


Eine verwandte App namens "Hunter" dient dazu, Ziele in Gaza zu signalisieren und mithilfe von KI Verhaltensmuster zu erkennen. Sie wurde auf der Konferenz IT for IDF von Oberst Eli Birenbaum vorgestellt, dem Kommandeur einer Einheit, die unter dem hebräischen Akronym Matzpen bekannt ist und für die Entwicklung von Systemen für den operativen Einsatz zuständig ist.


Die interne Cloud soll auf militärischen Servern verwaltet werden und nicht mit den Clouds privater Unternehmen verbunden sein, aber mehrere Quellen sagten, dass es "sichere" Möglichkeiten gibt, dass die zivilen Cloud-Unternehmen auch Dienste für operative Systeme anbieten können.


"Die IDF nimmt keine sehr sensiblen, geheimen Dinge mit nach draußen - diese Dinge bleiben innerhalb [der luftüberwachten militärischen Netzwerke]", sagte Oberst Assaf Navot, ein ehemaliger hochrangiger IKT-Beamter der Armee und jetzt Leiter der Verteidigungsabteilung von Comm-IT, gegenüber +972 und Local Call. Ihm zufolge besteht die Herausforderung darin, das "Gehirn" ziviler Cloud-Unternehmen, wie z. B. KI-Dienste, in die internen Systeme der Armee einzubringen, "ohne dass es draußen bleibt. Es lebt direkt im Inneren. Man kann also nicht alles so machen, dass es eins zu eins dem entspricht, was draußen passiert, aber man schafft es, verrückte Fortschritte zu machen."


Im Jahr 2022 beschrieb Itai Binyamin, ein KI-Experte, der damals für Microsoft Azure arbeitete und heute für AWS tätig ist, einer Gruppe von Absolventen von Dembinskys Mamram-Einheit, dass dieses System es ermöglicht, "die KI-Fähigkeiten [von Microsoft] sogar vor Ort einzusetzen, auf Ihren Servern, in einer Umgebung, die nicht mit dem Internet verbunden ist". In seiner Erklärung in dem Video zeigte Binyamin den Absolventen, wie Microsofts Gesichtserkennungstool ein Nachrichtenvideo analysieren und erkennen konnte, dass der Hamas-Führer Ismail Haniyeh darin zu sehen war.


Die Website von Microsoft Azure verweist auf Tools mit der Bezeichnung "Disconnected Containers", die für "strategische Partner" entwickelt wurden, die ihre Informationen geheim halten müssen. Die Tools umfassen laut der Website Funktionen für Transkription, Übersetzung, Stimmungserkennung, Sprache, Zusammenfassung, Dokumenten- und Bildanalyse und noch mehr.


Navot erklärte, dass die Entwicklung der digitalen Technologie so schnell voranschreite, dass die einzige Möglichkeit für die Armee, den Rückstand aufzuholen, darin bestehe, Dienstleistungen vom zivilen Markt und von Cloud-Unternehmen zu erwerben. "Schauen Sie sich das M16 [Sturmgewehr] an. Das letzte Mal, dass ein M16 hergestellt wurde, war im [Vietnam-]Krieg. Da hat sich nicht viel geändert." Aber bei digitaler Software, sagt er, ändern sich die Dinge "in Monaten, nicht in Jahren".


Allein die Tatsache, dass nachrichtendienstliches Material, auch wenn es nicht direkt einsatzfähig ist, in eine zivile Cloud hochgeladen wird, hat bei einigen Mitgliedern des israelischen Militärs Bedenken ausgelöst. "Das hat etwas Beängstigendes", sagte eine Quelle der Armee. "Die Informationen, die die Armee heute hat, sind intime Informationen über viele Menschen in [den besetzten Gebieten]. Soll man sie wirklich an riesige private und kommerzielle Unternehmen weitergeben, deren Ziel es ist, Geld zu verdienen?"

Andere Quellen aus dem Sicherheitsbereich erklärten hingegen, dass Rohdaten, die auf breiter Basis und nicht zu bestimmten Zielen gesammelt werden, nicht besonders brisant sind, da sie erst dann sensibel werden, wenn sie in Angriffsziele umgesetzt werden. "Es ist nicht so, dass es wirklich beängstigend wäre, wenn die Iraner [Zugang zu] diesen Informationen hätten", so eine der Quellen.


Brigadegeneral Yael Grossman, Kommandeur der für Mamram zuständigen Abteilung der Armee für die Stärkung der operativen Technologie - bekannt unter dem hebräischen Akronym Lotem -, sagte in einem Podcast im Mai, dass der Rückgriff auf zivile Technologien im aktuellen Krieg einen "verrückten Sprung in kurzer Zeit" ermöglicht habe. Doch Dadon vergleicht das Hochladen von Materialien in die Cloud mit der "Übergabe der Schlüssel eines Mercedes an jemand anderen. Sollten wir den Mercedes nicht benutzen? Wir müssen es. Aber wie? Ich weiß es nicht."

 

Es ist eine direkte Beteiligung an den Werkzeugen zur Tötung von PalästinenserInnen


In den letzten Jahren ist Amazon nicht nur ein Partner der israelischen Armee, sondern auch ein Anbieter von Cloud-Diensten für mehrere westliche Geheimdienste geworden. Im Jahr 2021 unterzeichnete AWS eine Vereinbarung mit den britischen Geheimdiensten GCHQ, MI5 und MI6 zur Speicherung "geheimer" Informationen und zur Beschleunigung der Nutzung von KI-Tools. Die australische Regierung kündigte diesen Monat ebenfalls an, dass sie 1,3 Milliarden US-Dollar investieren würde, um eine Cloud für "streng geheimes" Geheimdienstmaterial auf den Servern von Amazon aufzubauen. Der Tech-Gigant unterzeichnete auch eine Vereinbarung mit dem Pentagon, zusammen mit drei anderen großen Unternehmen, um eine riesige Cloud zu bauen, die dem US-Verteidigungsministerium für "alle Klassifizierungsstufen" dienen würde.

Amazon veröffentlicht vage Regeln für den "verantwortungsvollen Aufbau von KI", die sich nur auf die "angemessene Beschaffung, Nutzung und den Schutz von Daten" und die "Verhinderung von schädlichen Systemausgaben und Missbrauch" beziehen. In Microsofts Grundsätzen und Vorgehen für verantwortungsvolle KI heißt es: "Wir setzen uns dafür ein, dass KI-Systeme verantwortungsvoll und auf eine Weise entwickelt werden, die das Vertrauen der Menschen rechtfertigt."


Google veröffentlicht auch eine Liste seiner KI-Prinzipien, in der deutlicher festgehalten wird, dass Google "keine KI in ... Technologien entwickeln oder einsetzen wird, die allgemeinen Schaden verursachen oder wahrscheinlich verursachen könnten; ... Waffen oder andere Technologien, deren Hauptzweck oder Anwendung darin besteht, Menschen zu verletzen... Technologien, die Informationen für die Überwachung sammeln oder nutzen, die gegen international anerkannte Normen verstoßen ... [oder] Technologien, deren Zweck gegen weithin anerkannte Grundsätze des Völkerrechts und der Menschenrechte verstößt."

Gabriel Schubiner, ein Aktivist und tatsächliche Auswirkung " haben, weil Cloud-Unternehmen sie "als PR benutzen, um zu zeigen, wie verantwortungsbewusst sie sind." Seiner Meinung nach haben die Unternehmen gar keine Möglichkeit, in Echtzeit zu erfahren, wie ihre Kunden ihre Dienste nutzen.


Schubiner - der früher bei Google arbeitete und an einem Protest von Google-MitarbeiterInnen gegen die Lieferung von Technologie teilnahm, die ihrer Meinung nach vom israelischen Militär im Gaza-Krieg eingesetzt wird - sagt, dass Google bei der Angabe seiner ethischen Grundsätze stets eine "vage Sprache" verwendet habe. Außerdem behaupte das Unternehmen weiterhin, dass seine Verträge mit Israel "in erster Linie für zivile Zwecke bestimmt sind, obwohl klar ist, dass viele der Aktionen bei Nimbus auf militärische Zwecke abzielen".


Eine Quelle aus dem Verteidigungsbereich erklärte gegenüber +972 und Local Call, dass die meisten neuen Verträge zwischen dem Militär und Cloud-Unternehmen seit Beginn des Krieges über die Nimbus-Ausschreibung zustande gekommen seien. Das Militär kann jedoch auch über Ausschreibungen des Verteidigungsministeriums oder über Verträge, die vor dem Projekt Nimbus geschlossen wurden, Beziehungen zu Cloud-Unternehmen knüpfen und vertiefen. +972 und Local Call konnten nicht bestätigen, ob die AWS-Cloud, die für die Speicherung von Geheimdienstinformationen verwendet wird, im Rahmen des Projekts Nimbus erworben wurde.

"Keines der beiden Unternehmen hat öffentlich bekannt gegeben, ob und welche menschenrechtliche Prüfung sie vor der Teilnahme am Projekt Nimbus durchgeführt haben", erklärte Zach Campbell, Experte für digitale Rechte bei Human Rights Watch. "Sie haben nicht erwähnt, ob und welche roten Linien es in Bezug auf die zulässige Nutzung ihrer Technologie gibt."


Kushnir, der israelische Militäreinheiten bei der Umstellung auf die Cloud unterstützt, befürchtet nicht, dass die Proteste gegen die Partnerschaften der Cloud-Unternehmen mit Israel Erfolg haben werden. "Man muss bedenken, dass dieselben Unternehmen ähnliche Regierungs- und Militär-Clouds in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und der NATO betreiben", sagte er. "Das sind keine Start-up-Unternehmen, sondern globale IKT-Kraftpakete."


Nadim Nashif, der geschäftsführende Direktor von 7amleh - The Arab Center for the Advancement of Social Media, das sich mit den digitalen Rechten der PalästinenserInnen befasst, sagte, seine grundlegende Forderung an die Cloud-Unternehmen sei, dass sie "sicherstellen, dass ihre Produkte nicht zum Schaden von Menschen eingesetzt werden", was in der Praxis derzeit nicht der Fall sei. Ihm zufolge werden die Produkte der Cloud-Giganten trotz der Rhetorik der Sorge um die Menschenrechte "an Regierungen und Regime verkauft, die Menschen unterdrücken" - darunter auch die israelische Armee.


Im Hinblick auf die fehlende Kontrolle der Projekte und Partnerschaften der Cloud-Unternehmen fügte Nashif hinzu: "Im lokalen Kontext, im Falle einer Besatzung, wird die Frage, ob [diese Dienste] für militärische Zwecke, an die Besatzungsarmee, oder für zivile Zwecke verkauft werden, viel wichtiger". Ihm zufolge erleichtert die in Israel bestehende Nähe zwischen dem Privatsektor und dem Militär die Zusammenarbeit ohne rote Linien, was zu "mehr Kontrolle über [die PalästinenserInnen] führt - erst recht in Zeiten des Krieges".


"Die direkte militärische Unterstützung Israels durch die Vereinigten Staaten - die Munition, die Kampfjets und die Bomben - steht immer im Mittelpunkt, aber diese Partnerschaften, die sich sowohl auf das zivile als auch auf das militärische Umfeld erstrecken, werden viel weniger beachtet", so Tariq Kenney-Shawa, US-Mitarbeiter der palästinensischen Denkfabrik Al-Shabaka. "Es geht um mehr als nur Komplizenschaft: Es ist eine direkte Beteiligung und Zusammenarbeit mit dem israelischen Militär bei den Werkzeugen, die sie zur Tötung von PalästinenserInnen einsetzen.“


Google und Microsoft lehnten es ab, auf mehrfache Anfragen ihrer Büros in Israel und den Vereinigten Staaten zu antworten. Amazon Web Services erklärte: "AWS konzentriert sich darauf, die Vorteile unserer weltweit führenden Cloud-Technologie allen unseren Kunden zur Verfügung zu stellen, egal wo sie sich befinden. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere MitarbeiterInnen in Sicherheit sind, unterstützen unsere KollegInnen, die von diesen schrecklichen Ereignissen betroffen sind, und arbeiten mit unseren humanitären Hilfspartnern zusammen, um denjenigen zu helfen, die von dem Krieg betroffen sind."

 

Yuval Abraham ist Journalist und Filmemacher und lebt in Jerusalem. Abraham war maßgeblich an den Recherchen zu den von Israel in Gaza eingesetzten KI-Tötungsprogrammen „Lavender“, „The Gospel“ und „Where’s Daddy“ beteiligt:


Erlaubte Luftangriffe auf nicht-militärische Ziele und der Einsatz eines Systems der künstlichen Intelligenz haben es der israelischen Armee ermöglicht, ihren tödlichsten Krieg gegen den Gazastreifen zu führen, wie eine Untersuchung von +972 und Local Call zeigt.

30. November 2023


Die israelische Armee hat Zehntausende von Menschen im Gazastreifen als verdächtig eingestuft und mit Hilfe eines KI-Zielsystems mit wenig menschlicher Aufsicht und einer freizügigen Opferpolitik getötet, wie +972 und Local Call enthüllen.

3. April 2024




 

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