„Angefangen bei dem eindeutigen Muster, Generationen zu schädigen, indem Bomben nachts auf Wohngebiete abgeworfen werden, in denen Kinder, Kleinkinder, Eltern und Großeltern schlafen, bis hin zu den ständigen Vertreibungen der Menschen, die durch vorherergehende Vertreibungen bereits traumatisiert sind, und den anschließenden Angriffen auf sie, sobald sie vertrieben wurden – es ist absolut nicht der Fall, dass Israels Gewalt nur als ein Versuch verstanden werden kann, die Hamas zu besiegen. (…)
Das palästinensische Volk wird sich zu unseren Lebzeiten nicht mehr davon erholen. Wir haben es verabsäumt, es als das zu bezeichnen, was es ist. Ich glaube, es gibt einen grundlegenden Irrtum, nämlich, dass es unmöglich ist, einem Völkermord zuzusehen, der sich vor unseren Augen abspielt. Aber genau das passiert, und ich bin überzeugt, dass wir in den kommenden Jahren zurückblicken und sagen werden:
Warum haben wir nicht schon früher mehr getan?“
Paul O'Brien, Direktor von Amnesty International, in einem Interview mit Zeteo, 5. Dezember 2024
Heute veröffentlichte Amnesty International (AI) einen 296-seitigen Untersuchungsbericht „„Man fühlt sich wie ein Untermensch": Israels Völkermord an den PalästinenserInnen in Gaza“ („You Feel Like You Are Subhuman“: Israel’s Genocide Against Palestinians in Gaza). Aufgrund der Untersuchungsergebnisse stellt AI fest: Israel begeht einen Völkermord an den PalästinenserInnen im Gazastreifen. Amnesty International fordert Länder, insbesondere solche mit Einfluss auf Israel, wie die USA und Deutschland, auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Gewalt zu beenden.
Amnesty International untersuchte im Zeitraum von Oktober 2023 bis Juli 2024 die Handlungen und Aussagen Israels – d.h. in diesen Untersuchungsbericht wurden die Taten der israelischen Armee im Norden von Gaza seit Anfang Oktober 2024 noch gar nicht mitberücksichtigt. AI befragte 200 Personen, darunter palästinensische Opfer von israelischen Luftangriffen, Vertreibung und Inhaftierung, lokale Behörden im Gazastreifen sowie Gesundheits- und Rettungskräfte.
Amnesty International überprüfte beispielsweise fünfzehn israelische Luftangriffe zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 20. April 2024, bei denen Hunderte von ZivilistInnen getötet und verwundet wurden, und fand keinerlei Beweise dafür, dass auch nur einer dieser Angriffe auf ein militärisches Ziel gerichtet war.
MitarbeiterInnen humanitärer Organisationen berichteten Amnesty, dass Israel die Verteilung von Hilfsgütern wiederholt nicht unterstützte und zuweilen MitarbeiterInnen ins Visier nahm [und tötete, Anm.], obwohl sie sich vorher mit Israel abgestimmt hatten. Ein Mitarbeiter erzählte Amnesty, dass seine Organisation nicht einmal versucht habe, die israelische Regierung über ihre Bewegungen zu informieren, da die palästinensischen MitarbeiterInnen befürchteten, dadurch nur einem noch höheren Risiko ausgesetzt zu sein, getötet zu werden.
Mit dieser Veröffentlichung schließt sich Amnesty International der wachsenden Liste von Ländern, Organisationen und ExpertInnen an, die Israels Vorgehen in Gaza als Genozid bezeichnen:
Im vergangenen Monat erließ der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Benjamin Netanjahu und Yoav Gallant wegen Kriegsverbrechen.
Einem von Südafrika geführten Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof, in dem Israel des Völkermords beschuldigt wird, haben sich mehrere Staaten – darunter Spanien, Irland und Belgien – angeschlossen. Der IGH hat Israel angewiesen, einen Völkermord zu verhindern (was Israel missachtet), während das Verfahren weiterläuft.
UN-SonderberichterstatterInnen
Der US-Holocaust-Historiker Barry Trachtenberg
Der israelisch-amerikanische Professor für Holocaust und Völkermord Omer Bartov
Der israelische Holocaust-Historiker Amos Goldberg
Der israelische Historiker Lee Mordechai
Mitbegründer von Human Rights Watch und Holocaust-Überlebender Aryeh Neier
Das Lemkin-Institut für Völkermordprävention und menschliche Sicherheit
Das Universitätsnetzwerk für Menschenrechte
Die Internationale Föderation für Menschenrechte
Jewish Voice for Peace
Etc.
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