I believe that I speak with authority when I say there will always be
a lofty and honourable place for the name of Bruno Kreisky in the
Palestinian national consciousness and memory.
Yasser Arafat, 24. Dezember, 1979
Bruno Kreisky wurde am 22. Jänner 1911 als Sohn einer Industriellenfamilie geboren. Schon als Schüler wurde er politisch aktiv, so zeigte er seine politische Haltung sowohl im Protest und Widerstand gegen den Austrofaschismus, als auch später gegen den Nationalsozialismus. Diese und seine jüdische Herkunft zwangen ihn 1938, Österreich zu verlassen und nach Schweden zu gehen.
1951 kehrte er in seine Heimat zurück und engagierte sich in Österreich bei der SPÖ. 1953 wurde er Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, 1959 bis 1966 war er Außenminister. 1967 übernahm er den SPÖ-Vorsitz und ließ ein neues Parteiprogramm entwerfen.
Bei den Nationalratswahlen im Jahr 1970 holte die SPÖ den ersten Platz, bei den vorgezogenen Wahlen im Oktober 1971 konnte die SPÖ die absolute Stimmenmehrheit erreichen – und sie 1975 sowie 1979 auch halten. Zahlreiche Reformen der Kreisky-Ära prägen bis heute den österreichischen Alltag und die österreichische Politik.
Auch für das palästinensische Volk bleibt Bruno Kreisky unvergessen. Seine Bemühungen um einen Frieden in der Region waren Zeit seines Lebens eine wichtige Aufgabe für ihn, das Schicksal des palästinensischen Volkes hat ihn nie losgelassen. 1973, auf einer von der Sozialistischen Internationalen organisierten Konferenz in London, sprach der damalige Bundeskanzler Kreisky sich dafür aus, dass Europa eine Rolle im Nahen Osten spielen sollte und befürwortete die Schaffung eines eigenen Staates Palästina.
Ein Jahr später, 1974, wurde Kreisky zum Delegationsleiter der Sozialistischen Internationalen im Nahen Osten ernannt. Im Rahmen dieser Aufgabe traf er das erste Mal in Kairo während einer Factfinding-Mission der Sozialistischen Internationale mit Yasser Arafat zusammen. 1977 wurde auf Einladung Bruno Kreiskys eine offizielle Vertretung der PLO in Wien eröffnet, die erste in einem westeuropäischen Land.
Im Frühsommer 1979 lud Bruno Kreisky Yasser Arafat nach Wien ein. Nach dem Erhalt der Einladung nach Wien schrieb Yasser Arafat an Bruno Kreisky 10. Juni 1979:
„I was deeply moved by the invitation and the accompanying message of goodwill which was an eloquent testimony to the deep bonds of friendship which bind us together. Your great wisdom, deep sense of justice and immense reserve of moral courage, have endeared not only to me, but also to the Palestinian people and won their love and admiration.”
Von 6. bis 8. Juli 1979 empfing Bruno Kreisky als erster westlicher Regierungschef Yasser Arafat in Wien und lud auch den damaligen Präsidenten der Sozialistischen Internationale, Willy Brandt, zu diesem Treffen ein, um über die Möglichkeiten einer friedlichen Lösung des Nahostkonflikts zu diskutieren. Kreisky, Brandt und Arafat zeigten sich einig darüber, dass die Problemstellung des Nahostkonflikts und dessen Lösung eminent für einen gerechten Frieden in der Region und die israelische Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten ein schweres Hindernis für einen Frieden sei. So schrieb Yasser Arafat bereits vor dem Zusammentreffen in Wien am 23. Juni 1979 an Bruno Kreisky:
„I was particularly pleased to learn of your recent courageous stand against the policy of settlements in the occupied territories, and believe that honourable positions like yours are major contributions to peace and stability in the Middle East.”
Nach diesem Besuch wurde das Wiener PLO-Büro aufgewertet: Der Leiter des Büros, Ghazi Hussein, wurde im März 1980 als PLO-Vertreter in Österreich akkreditiert. 1980 erkannte Österreich als erster westlicher Staat in Europa die PLO an. Auch nach dem Rücktritt Kreiskys als Bundeskanzler rissen die Kontakte zwischen Österreich und der PLO nicht ab - Bruno Kreisky hatte nachhaltig den Weg bereitet für umfassende diplomatische Beziehungen mit palästinensischen Regierungsvertretern.
Am 29. Juli 1990 starb Bruno Kreisky mit 79 Jahren in Wien. Er wurde zwischen den Ehrengräbern von Arnold Schönberg und dem ÖGB-Präsident Johann Böhm am Wiener Zentralfriedhof bestattet.
Bereits in einem Brief am 24. Dezember 1979 drückte Yasser Arafat seinen Dank für die Bemühungen Bruno Kreiskys um einen Frieden in Palästina und Israel folgend aus:
„Thank you very much for your recent messages and for your numerous contributions to the Palestinian cause. I followed with great appreciation and gratitude your activities in the USA, Lisbon, the declaration of Austria’s formal recognition of the PLO and finally your personal participation in the Palestine solidarity day on the 29th of November. I believe that I speak with authority when I say there will always be a lofty and honourable place for the name of Bruno Kreisky in the Palestinian national consciousness and memory.”
Und noch Jahre später erinnerte sich der damalige palästinensische Präsident Yasser Arafat mit folgenden Worten an ihn: „In der Frage unseres Staates hat Österreich dank meinem Freund Bruno Kreisky auch in schwierigen Zeiten immer eine solidarische Haltung uns gegenüber eingenommen.“
Wir danken dem Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog für die Zurverfügungstellung der Briefkorrespondenz zwischen Bruno Kreisky und Yasser Arafat.