top of page

Tag des Bodens - Yoom al Ard

Heute, am 30. März 2018, gedenken wir dem Tag des Bodens (arabisch Yoom al Ard).


Der Tag des Bodens ist ein jährlich stattfindender palästinensischer Gedenk- und Protesttag, der sich gegen die Landenteignung der palästinensisch-arabischen Bevölkerung durch Israel richtet. Er geht auf ein Ereignis im Norden Israels aus dem Jahr 1976 zurück. Bei Protesten gegen die Enteignung durch die israelische Regierung von 20,000 Dunum Land rund um palästinensische Dörfer in Galiläa wurden sechs israelische PalästinenserInnen, drei Männer und drei Frauen, erschossen und mehr als hundert PalästinserInnen verletzt. Jedes Jahr versammelt sich seither am 30. März die palästinensische Bevölkerung in Israel und in den besetzten palästinensischen Gebieten, um an diese Ereignisse zu erinnern und um auf Israels weiterhin andauernde Besatzung und Landannexion aufmerksam zu machen.


Der Tag des Bodens brachte eine signifikante Änderung in der Geschichte der in Israel lebenden PalästinenserInnen mit sich. Durch ihn wurden sie zu einer wahrnehmbaren politischen und sozialen Kraft, die nicht länger von Israel ignoriert werden konnte. Der Tag des Bodens verdeutlichte ihre palästinensische Identität und ihren politischen Kampf für Gerechtigkeit und Gleichheit sowie gegen Unterdrückung und Besatzung.[1]


Der Tag des Bodens ist auch im Jahr 2018 aktueller denn je – denn nach wie vor wird der israelische Siedlungsbau vorangetrieben, nach wie vor wird palästinensisches Land enteignet und der palästinensischen Bevölkerung somit nicht nur Grund und Boden, sondern auch wertvolle Ressourcen wie beispielsweise Wasser genommen. Zusätzlich verschärft wurde im vergangenen Jahr die Situation durch die Anerkennung Jerusalems als die Hauptstadt Israels durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Wie jedes Jahr gelten unsere Gedanken am Tag des Bodens insbesondere auch den palästinensischen Beduinendörfern im israelischen Kernland, die von Enteignungen, Vertreibungen und Hauszerstörungen durch die israelische Regierung bedroht und betroffen sind. Erst vor ein paar Tagen erhielt beispielsweise das Beduinendorf Umm Al-Hiran einen Abrissbescheid von der israelischen Regierung. Israel plant, das Dorf Ende April abzureißen und hunderte palästinensische DorfbewohnerInnen zu vertreiben bzw. gewaltsam umzusiedeln. Auf den Ruinen des Dorfes soll eine neue israelisch-jüdische Stadt namens Hiran errichtet werden.[2]


Insbesondere die israelische Siedlungspolitik gilt als eine der Haupthindernisse für einen gerechten Frieden. In fünf Jahrzehnten der Besatzung haben sich so über 196 von Israel angelegte Siedlungen im Westjordanland und Ostjerusalem auf palästinensischem Land entwickelt, hinzu kommen über 200 Siedler-Außenposten. Heute leben über 750 000 israelische Siedler in Ostjerusalem und im Westjordanland. Das Vorantreiben des für den israelischen Staat lukrativen Siedlungsbaus geht immer einher mit der Enteignung von palästinensischem Land und betrifft vor allem fruchtbare Regionen in den palästinensischen Gebieten. Erst in der vergangenen Woche hat der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht und dem humanitären Völkerrecht vier Resolutionen zu Palästina angenommen und alle bisherigen UN-Resolutionen bestätigt, so unter anderem auch jene, die die israelische Siedlungsexpansion, ihre Auswirkungen auf die Zwei-Staaten-Lösung und die Menschenrechte verurteilt und die Illegalität von Siedlungen in den besetzten Gebieten einschließlich Ost-Jerusalems bekräftigt.


Die internationale Gemeinschaft sollte hierbei jedoch nicht nur rhetorisch Kritik üben. Im Paragraph 5 der vom UN Sicherheitsrat im Dezember 2016 verabschiedeten Resolution 2334 gegen Israels Siedlungspolitik werden alle Staaten ausdrücklich dazu aufgerufen, in allen relevanten Bereichen zwischen dem Territorium Israel und den seit 1967 israelisch besetzten Gebieten zu unterscheiden und – dem Völkerrecht entsprechend – zu agieren. Es muss endlich auch mittels Sanktionen auf die israelische Siedlungsexpansionen mit der damit einhergehenden Landenteignung reagiert und so auf Völkerrecht bestanden werden.


__________________________________________________

[1] Siehe auch Dr Marwan Darweish: The day of the land (31. März 2015, abrufbar unter http://www.middleeasteye.net/columns/day-land-2048207358)

[2] Israel to demolish a Bedouin village next month, build a Jewish town in its place https://972mag.com/israel-hands-out-demolition-notices-to-entire-bedouin-village/133997/

_________________________________________________

Weiterführende Informationen zum Tag des Bodens:

Infographic: What is land day?

By Ali Abunnah

Every year on March 30, exiled Palestinians return home to protest the Israeli occupation.

Fotoserie von Rich Wiles

Land Day highlights Palestinians' identity and their political struggle for equality against oppression and discrimination

Video "What you don't know about Palestinian Land's day?" von Ministry of Foreign Affairs Palestine

Veranstaltungshinweis:

Anlässlich des Tag des Bodens veranstaltet das Österreichisch-Arabische Kulturzentrum am Freitag, den 30. März 2018 einen Film- und Konzertabend: LINK zum Veranstaltungshinweis auf Facebook

bottom of page