Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freunde,
wir nähern uns dem Jahresende und hinter uns liegt ein Jahr 2017, welches weder ein Ende der israelischen Besatzung Palästinas, noch Frieden in vielen anderen Regionen brachte. Im Gegenteil - 2017 war politisch sowie menschlich für viele Regionen, Länder und für Palästina selbst ein tragisches und erschütterndes Jahr.
Gerade in diesem Jahr blickt Palästina auf historische Ereignisse zurück, die unwiderruflich für jahrzehntelange Ungerechtigkeiten stehen. Vor genau 100 Jahren veröffentliche der damals amtierende britische Außenminister Arthur Balfour seine allseits bekannte Erklärung, in der er und seine Regierung dem zionistischen Ziel, „eine jüdische Heimstätte in Palästina zu gründen“, die volle Unterstützung aussprach. Diese Erklärung ist nicht nur der Beginn des bis heute bestehenden Konfliktes, sondern auch der Verkauf Palästinas zur Stärkung kolonialer machtpolitischer Interessen. Diese Zementierung setzte sich vor genau 70 Jahren, 1947, mit dem UN-Teilungsplan fort. Die rücksichtslose Teilung eines Landes durch andere Staaten und auf Kosten der einheimischen Bevölkerung ist ein bisheriges Unikum im politischen Weltgeschehen. Aufbauend auf diesem Unikum und ungeachtet der offensichtlichen Völkerrechtsverstöße duldet die internationale Gemeinschaft weiterhin die immensen Ungerechtigkeiten im Heiligen Land.
1967 und damit vor genau 50 Jahren besetzte Israel den Gaza-Streifen, die Westbank und Ost-Jerusalem. Es zementierte sich eine Unterdrückung und Besatzung, denen die zahlreichen darauffolgenden UN-Resolutionen infolge von fehlenden klaren und unmissverständlichen Handlungen seitens der internationalen Gemeinschaft nichts entgegenwirken können. Hätte die UNO die enthusiastische Tatkraft von 1947 auch 1967 angewandt, wir hätten uns diese Völkerrechtsverletzungen und das immense Leid ersparen können.
Mit Bedauern muss ich feststellen, dass sich im Jahr 2017 die Geschichte wiederholt. Im Dezember erkannte US-Präsident Donald Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels an. Mit dieser Anerkennung betreibt er nicht nur eine Geschichtsverfälschung, negiert die Existenz und die Rechte des palästinensischen Volkes als Nation, sondern er wendete sich auch demonstrativ vom universal gültigen Völkerrecht ab.
Allerdings hoffen wir nun, dass im kommenden Jahr tatsächliche Schritte in Richtung Frieden eingeleitet werden. Denn gestern zeigte sich, dass die überwältigende Mehrheit der Länder der Welt die völkerrechtswidrige Erklärung der US-Administration ablehnt.
Doch trotz der Balfour-Erklärung, der israelischen Besatzung und der absurden US-Anerkennung bleibt das palästinensische Volk standhaft und wird seine unveräußerlichen Rechte und ihre Umsetzung in einem eigenen souveränen Staat niemals aufgeben. Ein guter Schritt hierzu ist die innerpalästinensische Versöhnung, die das Ende eines traurigen Kapitels unserer Geschichte darstellt.
In diesen Tagen gelten unsere Gedanken den Menschen, die in Palästina leben und sich tagtäglich der israelischen Besatzung widersetzen. Unsere Gedanken sind auch bei den Familien, die durch Israels Gewalt geliebte Angehörige verloren haben, die verletzt wurden und in israelischen Gefängnissen inhaftiert sind.
Der Dank meines Teams und mir gilt auch den zahlreichen AktivistInnen und Organisationen hier in Österreich, die sich unermüdlich für Palästina einsetzen und mit uns Seite an Seite stehen. Uns allen verbindet die Hoffnung auf einen baldigen befreiten Staat Palästina mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Diese Hoffnung werden wir auch ins kommende Jahr tragen.
Wir wünschen Ihnen besinnliche Feststage und ein gesundes neues Jahr 2018!
Ihr
Salah Abdel Shafi