top of page

2. November 2017 - 100 Jahre Balfour Deklaration

Am 02. November jährt sich die Balfour-Deklaration, in der sich Großbritannien einverstanden erklärte, in Palästina eine „nationale Heimstätte“ für das jüdische Volk zu errichten, zu 100. Mal.




Am 2. November 1917 schickte der damalige britische Außenminister Arthur Balfour einen öffentlichen Brief an Lionel Walter Rothschild, in dem Großbritannien das Ziel der zionistischen Bewegung, in Palästina einen jüdischen Staat zu errichten, unterstützte bzw. sich damit einverstanden erklärte:


"Lieber Lord Rothschild, ich freue mich, Ihnen im Namen der Regierung Seiner Majestät die folgende Sympathieerklärung für die jüdisch-zionistischen Bestrebungen mitteilen zu können, die dem Kabinett vorgelegt und von diesem gebilligt wurde. Die Errichtung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk wird von der Regierung Seiner Majestät mit Wohlwollen betrachtet. Sie wird ihr Bestes tun, um das Erreichen dieses Zieles zu erleichtern, wobei unmissverständlich zu betonen ist, dass nichts getan werden darf, was die Bürgerrechte und religiösen Rechte der in Palästina lebenden nicht-jüdischen Bevölkerung oder die Rechte und den politischen Status der Juden irgendeines anderen Landes nachteilig betrifft."[1]


Für den Zionistischen Weltkongress bedeutete dies eine Garantieerklärung der Großmacht zur Errichtung eines jüdischen Staates. Für die nichtjüdische Bevölkerung Palästinas bedeutete dies – trotz anderslautendem Text von Lord Balfour – die Entziehung von fundamentalen Menschenrechten wie Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Freiheit.


Mit der illegitimen Balfour Deklaration wurde vor einem Jahrhundert eine Kette von geschichtlichen Ereignissen in Gang gesetzt, die bis heute nachwirken und zu Enteignung, Zwangsvertreibung und anhaltendem Flüchtlingsstatus der Mehrheit des palästinensischen Volkes führten. In seiner Rede vor den Vereinten Nationen betonte der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas: „Die britische Regierung hat weder Schritte gesetzt, um diese historische Ungerechtigkeit richtigzustellen, noch hat sie sich beim palästinensischen Volk entschuldigt, Kompensationen geleistet oder den Staat Palästina anerkannt – im Gegenteil: Die britische Regierung will das von ihr begangene Verbrechen im November mit Feierlichkeiten begehen.“ Tatsächlich verkündete Theresa May vor einer Woche, dass sie 100 Jahre Balfour Deklaration „mit Stolz“ feiern werde.[2]


Für uns bedeuten 100 Jahre Balfour Deklaration am 2. November ein trauriges Ereignis. Die britische Regierung sollte seine historische, rechtliche und moralische Schuld für den Schaden, den die Balfour Erklärung nach sich zog – so beispielsweise die Zwangsvertreibung unzähliger Palästinenserinnen und Palästinenser aus ihrem Heimatland – anerkennen und eine öffentliche Entschuldigung formulieren“, so Botschafter Salah Abdel Shafi. „Die britische Regierung könnte das von Großbritannien begangene Unrecht wieder gut machen, indem sie eine standhafte und unterstützende Rolle für die Errichtung eines unabhängigen Staates Palästinas mit den Grenzen von 1967 und Ostjerusalem als Hauptstadt einnimmt.


Weltweit engagieren sich Solidaritätsbewegungen für Palästina mit der Kampagne „Make it Right“ (#MakeItRight), um auf das erlittene Unrecht durch die Balfour Deklaration aufmerksam zu machen und die Weltöffentlichkeit, vor allem aber auch die britische Bevölkerung dafür zu sensibilisieren. Auf Twitter, Facebook und Instagram können UnterstützerInnen mit dem Hashtag #MakeItRight eine persönliche Nachricht zur Balfour Deklaration hinterlassen.

Weiterführende Informationen:

Film: Independent Jewish Voices: 100 Years After Balfour (24:15 min) in englischer Sprache

“100 Years After Balfour” is a new talking heads film made by Independent Jewish Voices, a campaigning network. The film spells out the troubling legacy of the 1917 Balfour Declaration - the historic letter pledging British support for the Zionist movement. Seven leading Jewish thinkers and activists challenge the notion that this year’s centenary is cause for celebration, given the grave consequences of the document, for Palestinians above all. The film goes on to explain how the decisions of the British government in 1917 are linked to the establishment of the state of Israel in 1948, its 50-year occupation of the West Bank since 1967, and to political gridlock today. “100 Years After Balfour” features seven experts and activists: historian Avi Shlaim, critic Jacqueline Rose, Rabbi Howard Cooper, philosopher Brian Klug, commentator Antony Lerman, and younger activists Barnaby Raine and Miri Weingarten.

Film: Britain Make it Right (3:30 min) in englischer Sprache

This video explores the Balfour Declaration’s ongoing legacy of injustice and Britain’s refusal to take responsibility for this shameful colonial legacy. It also explains how such a declaration denied the existence and national rights of the Palestinian people, setting in motion a century of dispossession, ethnic cleansing, dehumanization, and continued occupation. This colonial legacy, borne of the racist colonial mentality that justified to colonial powers the subjugation and dehumanization of peoples throughout history, is a living reality for Palestinians.

[1] Übersetzung aus Dokument: Die Balfour-Deklaration (1917), http://www.wienerzeitung.at/dossiers/nahostkonflikt/hintergrund_nahostkonflikt/399563_Dokument-Die-Balfour-Deklaration-1917.html

[2] Theresa May says she will celebrate the centenary of Balfour declaration with ‘pride' http://www.newsrepublic.net/detail/05FE255DBF10100001_us?pid=14&referrer=200620&showall=1&mcc=425

bottom of page