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Tag der Arbeit“ am 1. Mai 2017: Zur Situation palästinensischer Arbeiterinnen und Arbeiter


Gestern, am 1. Mai, war der „Tag der Arbeit“.

Wir denken an diesem Tag insbesondere an jene palästinensische Arbeiter und Arbeiterinnen, die tagtäglich israelische Checkpoints in Richtung israelisches Kernland überqueren müssen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen oder aber um als Tagelöhner Arbeit zu finden.

Zwar verdienen Palästinenser und Palästinenserinnen in Israel mehr als im Westjordanland, jedoch zahlen sie im Gegenzug einen hohen Preis – wenig Schlaf, stundenlanges Warten an israelischen Checkpoints, Stress aufgrund der Beengtheit bis hin zu Verletzungen unter den Wartenden aufgrund von Panikreaktionen. Nach Beobachtungen des Ökumenischen Begleitprogramms EAPPI am Checkpoint 300 von Bethlehem nach Jerusalem werden von israelischen SoldatInnen oftmals nur ein oder zwei Metalldetektoren geöffnet, was zu erheblich längeren Wartezeiten führt. Zusätzlich sind Palästinenserinnen und Palästinenser der Willkür und einer oftmals demütigenden Behandlung von Seiten der israelischen SoldatInnen ausgeliefert.

Viele palästinensische Familienväter sehen ihre Frau und Kinder nur wenig, denn ihr Tag beginnt bereits dann, wenn noch alle schlafen: „Ich wache jeden Tag um 1:30 Uhr früh auf und fahre mit einem Sammelbus zum Checkpoint 300“, so Salim aus der Nähe von Hebron, Vater von sieben Kindern. „Zwischen 2:30 und 3:00 Uhr komme ich am Checkpoint an, bis ich durch die Kontrolle gekommen bin, ist es 6:30 Uhr, manchmal auch später. Ich sehe nur wenig von meiner Frau und meinen Kindern, da ich, nachdem ich heimgekommen bin, nur noch ein oder zwei Stunden wach bin, ehe ich wieder schlafen gehen muss. Das wiederholt sich Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr.“

Schätzungen zufolge versuchen jede Nacht 4000 – 6000 ArbeiterInnen aus Bethlehem und Umgebung über den Checkpoint 300 nach Jerusalem zu gelangen. Auf israelischer Seite angekommen verdingen sich palästinensische Arbeiter ihr Brot als Billigarbeitskräfte, die über keinerlei Arbeitsrechte verfügen.

Unsere Gedanken am 1. Mai sind aber auch bei den PalästinenserInnen in Gaza, deren Situation ebenfalls gravierend ist. Die Arbeitslosigkeit in dem abgeriegelten Küstengebiet hat den UN-Experten zufolge mittlerweile das Rekordniveau von 44 Prozent erreicht, die Jugendarbeitslosigkeit liegt einer anderen Statistik zufolge bei 57 Prozent. Rund 19.000 Wohnungen, knapp 250 Fabriken und Werkstätten, sowie 300 Geschäfte wurden im Krieg im Sommer 2014 zerstört, bisher kamen aber nur knapp sechs Prozent des für den Wiederaufbau benötigten Baumaterials in den überbevölkerten Küstenstreifen - der auf allen Seiten von Ägypten und Israel abgeriegelt ist. Laut dem letzten UN-Bericht von September 2016 sind 73 Prozent der Menschen in Gaza auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen; die Kindersterblichkeitsrate ist erstmals seit 50 Jahren gestiegen, von 12 auf 20.3 pro 1000 Geburten zwischen 2008 und 2013.

Weiterführende Links:

Inhuman conditions for Palestinian workers entering Israel: Checkpoint 300, June 2016

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