Am 20. November, als die Welt den Weltkindertag feierte, mussten die Kinder in Gaza den 411. Tag in Folge die unvorstellbaren Schrecken eines in der Geschichte beispiellosen genozidalen Krieges ertragen.
(Originalbeitrag in englischer Sprache und dazugehörenden Querverweisen)
Kinder machen 47 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens aus und sind die größten Opfer der willkürlichen israelischen Kriegsmaschinerie. Sie sind erbarmungslosen Massentötungen, tödlichen Verletzungen und bleibenden physischen und psychischen Verletzungen ausgesetzt. Die erzwungene Vertreibung und das Zurücklassen ihrer Heimstätten auf herzzerreißende Art und Weise sowie der Entzug grundlegender Rechte wie Bildung und Gesundheitsfürsorge verschlimmern die Notlage der Kinder noch mehr, da sie tagtäglich ohne den geringsten Schutz und die geringste Menschlichkeit ausharren müssen. Die gezielte Tötung und Zerstörung von Kindern im Gazastreifen ist Teil einer erklärten Strategie der israelischen Führung, die palästinensische Existenz systematisch auszulöschen und eine ganze Generation zu vernichten.
Seit dem 07. Oktober 2023 hat die israelische Armee über 17 492 Kinder getötet, darunter 211 Neugeborene, die während des Krieges geboren und getötet wurden, und 825 Kinder unter einem Jahr – alle zehn Minuten wird ein Kind getötet. In diesen erschreckenden Schätzungen sind die Todesfälle durch Krankheiten, Hunger und Epidemien noch gar nicht enthalten, die durch Israels andauernde Belagerung von Gaza noch weiter verschlimmert werden. Es gibt unzählige tragische Berichte von Eltern, die ihre Neugeborenen verloren haben, nachdem die israelische Armee gezielt die Krankenhäuser angegriffen hatte, was zu Stromausfällen führte, die die oft lebenswichtige Sauerstoffzufuhr für die Neugeborenen unterbrach.
So berichtet Frau Taghreed Al-Amawi am 16. September 2024 in Beit Lahia über den Verlust ihres Sohnes Mohammad Dawood:
„Am 27. Oktober 2023 brachte ich im Kamal-Adwan-Krankenhaus meinen zu früh geborenen Sohn Mohammad zur Welt. Er wurde in einen Inkubator gelegt und musste mechanisch beatmet werden, weil er an einer bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) litt. Ich blieb nur eine Nacht im Krankenhaus und wurde dann entlassen, während mein Baby weiter versorgt wurde. Ich besuchte ihn täglich, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Sorge. Als die Zeit verging und die Vorräte, einschließlich der Antibiotika, zur Neige gingen, gab ich nicht auf und suchte Hilfe bei meinen Kollegen, denen es gelang, Antibiotika zu besorgen. Der Zustand meines Babys verbesserte sich allmählich, doch am 13. November ging dem Krankenhaus aufgrund der israelischen Belagerung der Treibstoff aus, da die Einfuhr nach Gaza blockiert worden war, was zu einem Stromausfall führte, der den Zustand meines Sohnes verschlechterte. Ich benutzte die Sauerstoffflasche aus meiner Klinik für vier weitere Stunden. Doch am 20. November 2023 verstarb mein Baby. Als ich ihn besuchte, wurde mir klar, dass ich ihn verloren hatte, ohne ihn ein letztes Mal im Arm gehalten zu haben. Er war nicht das einzige Opfer – zwei weitere Kinder starben ebenfalls aufgrund von Sauerstoffmangel. Ich verabschiedete mich von ihm mit einem von unerträglicher Trauer zerrütteten Herzen. Aufgrund der schrecklichen Umstände und der willkürlichen Bombardierung wurde er vorübergehend im Hof des Krankenhauses begraben. Mein Mann überführte ihn später, am 29. November, auf einen Friedhof. Ich habe sein Grab bis heute nicht besuchen können, und der Schmerz lastet noch immer schwer auf meinem Herzen.“
Tausende von Kindern in Gaza erleiden schwere Verletzungen durch wahllose Bombardierungen und Explosionen der tödlichen Waffen der israelischen Armee. Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) hat zahllose Fälle von verheerenden Verletzungen dokumentiert, darunter Amputationen, Missbildungen, Verbrennungen und Rückenmarksverletzungen, die zu Lähmungen oder dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen führten. Viele haben auch Gehirnverletzungen erlitten, die sich auf die Wahrnehmung und das Verhalten auswirken, während andere ihr Augenlicht verloren haben oder unter Sehbehinderungen leiden, die ihre Fähigkeit zu lernen und sich im täglichen Leben zurechtzufinden, beeinträchtigen. Angesichts der systematischen Angriffe auf das Gesundheitssystem und der Zerstörung von Krankenhäusern haben verletzte und kranke Kinder im Gazastreifen Schwierigkeiten, auch nur die grundlegendste medizinische Versorgung zu erhalten. Die erdrückende Belagerung verhindert den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten und medizinischer Ausrüstung massiv, wodurch sich die Gesundheitskrise verschärft hat und kritische chirurgische Eingriffe für Kinder verhindert werden. Infolgedessen müssen sie ständige Schmerzen ertragen und haben nur eine geringe Überlebenschance. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor einer drohenden Gesundheitskatastrophe gewarnt und prognostiziert eine Generation, die mit körperlichen und geistigen Behinderungen zu kämpfen haben wird. Die WHO berichtet, dass 25 % der Verletzten im Gazastreifen wahrscheinlich einen akuten und andauernden Rehabilitationsbedarf haben werden.
Dem Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) gelang es, die erschütternden Aussagen von Kindern und ihren Familien zu dokumentieren, die das unbeschreibliche Leid, das sie ertragen müssen, deutlich machen. So berichtete der 30-jährige Youssuf Isma'il Mahmod Al-Duqqi am 30. September 2024 in Shuhada Al-Aqsa in Deir Al-Balah gegenüber den MitarbeiterInnen des PCHR:
„Am 3. September 2024 besuchte uns mein älterer Bruder Mohammed, ein Regierungsangestellter in Gaza, mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern, Hanan (drei Jahre alt) und der fast zweijährigen Misk. Eine halbe Stunde nachdem er wieder nach Hause gegangen war, hörten wir zwei ohrenbetäubende Explosionen, die den Boden wie ein Erdbeben erschüttern ließen. Ich eilte zu den Fenstern und sah dichten Rauch aus der nur 200 Meter entfernten Wohnung meines Bruders aufsteigen. Voller Angst eilte ich hin. Was ich vorfand, war entsetzlich: Verletzte lagen verstreut auf dem Boden, Schreie hallten überall wider. Als ich die Wohnung meines Bruders erreichte, war sie dem Erdboden gleichgemacht. Alles war zerstört. Ich rief nach meinem Bruder, seiner Frau und ihren Töchtern, aber niemand antwortete. Dann sah ich meine Schwägerin Shaimaa (25 Jahre alt) mit dem Gesicht nach unten liegen, ihr Körper war voller Blut. Sie war tot, und ich deckte sie zu. Augenblicke später hörte ich Misk, meine 2-jährige jüngere Nichte, weinen. Sie blutete aus der Stirn und dem Unterleib, ihr linkes Bein war unterhalb des Knies abgetrennt. Ich trug sie zum Krankenwagen und kehrte zurück, um in den Trümmern weiterzusuchen. Ich fand meinen Bruder Mohammed, der schwer verletzt unter den Trümmern eingeklemmt war und versuchte, sich zu befreien. Ich trug ihn ebenfalls zum Krankenwagen. Im Krankenhaus fand ich Hanan, meine ältere Nichte, die durch die Wucht der Explosionen aus der Wohnung geschleudert worden war. Ihr wurden beide Beine amputiert, ihre Eingeweide befanden sich außerhalb ihres Bauches, und ihr Gesicht war mit schweren Verbrennungen übersät. Ich habe keine Worte mehr, um zu beschreiben, was ich gesehen habe. Ihr Leben wurde in einem einzigen Moment zerstört, ihre Zukunft unwiderruflich verändert. Sie werden nie wieder ein normales Leben führen können, belastet von einem unsäglichen psychologischen Trauma, das keine Worte beschreiben können.“
Die genozidale Kampagne gegen die Kinder des Gazastreifens geht über Tod und Verletzung hinaus. Sie hat zur systematischen Inhaftierung von Kindern unter brutalen und unmenschlichen Bedingungen geführt. Freigelassene Kinder haben berichtet, dass sie von Polizeihunden eingeschüchtert und gezwungen wurden, sich bei eisiger Kälte auszuziehen, und dass ihnen über längere Zeit Handschellen angelegt und die Augen verbunden wurden, während sie Schläge mit Schlagstöcken und Gewehrkolben, Nahrungs- und Wasserentzug und die Verweigerung medizinischer Behandlung erdulden mussten, selbst bei Ausbruch von Krankheiten und fehlenden Hygieneartikeln. Diese grausame Behandlung hinterlässt schwere physische und psychische Narben und raubt diesen Kindern die Möglichkeit, ein normales, gesundes Leben zu führen.
Die Schrecken, die die israelische Gewalt den Kindern des Gazastreifens zufügt, übersteigen jede Vorstellungskraft. Eine Generation, die einst voller Hoffnung war und von einer Zukunft träumte, kämpft nun mit einem tiefen Trauma, das durch den völligen Zusammenbruch des psychischen Gesundheitssystems noch verstärkt wird. Diejenigen, die die wahllosen Bombardierungen überlebt haben, leben in rissigen, unsicheren Behelfsunterkünften und Zelten, ständig bedroht von weiteren Angriffen, der Wärme ihrer Häuser beraubt, unter erbärmlichen Bedingungen, ohne auch nur das Nötigste zum Leben zu haben. Die Kinder sind durch Überbelegung, nicht vorhandenen sanitäre Einrichtungen und die Ausbreitung von Krankheiten schweren Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Unter diesen schlimmen Bedingungen tragen die Kinder eine erdrückende Last, die sie ihrer Kindheit beraubt und ihre ohnehin schwachen Körper weiter erschöpft. Vom Sammeln von Feuerholz bis zum Wasserholen sind sie gezwungen, für die spärlichsten Ressourcen in langen Schlangen zu stehen, so auch für eine Mahlzeit in Suppenküchen, die ihren Hunger kaum stillen kann.
Eine der schlimmsten Herausforderungen ist der Verlust oder die erzwungene Trennung von Eltern und nahen Verwandten. Tausende von Kindern im Gazastreifen müssen ein Leben in Einsamkeit führen, ohne den Schutz und die Unterstützung ihrer Familien. Schätzungsweise 35 060 Kinder in Gaza haben einen oder beide Elternteile verloren. Jedes von ihnen hat eine tragische Verlustgeschichte hinter sich, die tiefe psychologische Narben hinterlässt, die ihre psychische Gesundheit destabilisieren und sie in Depressionen und Angstzustände stürzen. Je länger die Trennung von Angehörigen andauert, desto verheerender sind die Folgen, die ihre Zukunft völlig zu zerstören drohen.
Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) hat Dutzende von Fällen von erzwungener Trennung dokumentiert. Eines dieser Zeugnisse stammt von Sumaya Sa'd Al-Kahlout (40 Jahre alt), die am 7. November 2024 im Al-Masha’la Flüchtlingslager in Deir Al-Balah über die Trennung von ihrem Neffen berichtet:
„Am 12. November 2023 erhielten wir die niederschmetternde Nachricht von einem Luftangriff auf Jabalia, bei dem meine Eltern und 25 Verwandte, darunter eben mein Vater, meine Mutter und ihre Kinder, sowie mehrere Nachbarn getötet wurden. Unser Haus wurde völlig zerstört. Vier meiner Geschwister und fünf ihrer Kinder überlebten, weil sie sich außerhalb des Hauses befanden, während andere mit Verletzungen aus den Trümmern gerettet wurden. Zwei Tage nach dem Vorfall, nach der Evakuierung der Toten und Überlebenden, beschlossen meine verletzten Brüder und ihre Kinder, zu Fuß nach Süden zu gehen und der israelischen Belagerung des nördlichen Gazastreifens zu entkommen. Nach einer zermürbenden Reise erreichten sie Deir Al-Balah, wo meine Schwester und ich leben. Dann suchten sie medizinische Hilfe im Shuhada Al-Aqsa Hospital, von wo aus sie in das European Hospital verlegt wurden, wo sie drei Monate lang blieben, ohne dass sich ihr Gesundheitszustand verbesserte. Als sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte, wurden Vorkehrungen für eine dringende Behandlung im Ausland getroffen. Mein Bruder Mo'taz und sein kleiner Sohn Sa'd wurden in die Türkei evakuiert, während mein Bruder Mus'ab und sein Sohn Baraa nach Katar geschickt wurden. Zurück blieb mein zweieinhalbjähriger Neffe Anas Mus'ab Al-Kahlout, der nach dem schrecklichen Vorfall aus den Trümmern gezogen worden war, während er den unerträglichen Schmerz über den Verlust seiner Mutter ertrug. Als Anas bei mir zu Hause ankam, stand er unter einem schweren Schock. Er hörte auf zu sprechen, schrie ständig und aß schweigend, ohne sich an anderen Aktivitäten zu beteiligen. Ihm dabei zu helfen, sich von diesem immensen Trauma zu erholen, war eine entmutigende Aufgabe. Er wehrte sich gegen Interaktion und wies jeden Versuch zurück, mit ihm in Kontakt zu treten. Meine mittlere Tochter, Mariam (16), gab jedoch nie auf. Sie überschüttete ihn mit bedingungsloser Liebe und Fürsorge und umarmte ihn auf jede erdenkliche Weise. Im Laufe eines Jahres erwachte Anas allmählich wieder zum Leben. Er begann wieder zu sprechen, gewöhnte sich langsam an uns und begann, mich „Mama“ zu nennen, da er sich nicht mehr an seine eigene Mutter erinnerte. Auch zu seinem Vater begann er wieder eine Beziehung aufzubauen. Zunächst weigerte er sich, mit seinem Vater am Telefon zu sprechen, aber mit der Zeit konnten wir ihn davon überzeugen, dass er noch einen Vater und Geschwister hat, und wir arbeiteten daran, die Verbindung wiederherzustellen. Trotz unserer unermüdlichen Bemühungen bleibt die Familie über verschiedene Länder verstreut. Anas ist nun von seinen Eltern und Geschwistern getrennt und lebt weit weg von seiner Mutter, die er verloren hat, und von seinem Vater und seinem Bruder, die noch immer in einem anderen Land behandelt werden. Diese Zersplitterung lastet schwer auf seinem kleinen Herzen, vertieft seine Einsamkeit und verstärkt den Schmerz der zerrütteten Familie. Die Familie wurde durch den immensen Verlust zerstört und zerrissen.“
Neben Tod, Verletzung, Vertreibung und dem Verlust der Eltern droht den Kindern im Gazastreifen aufgrund der gezielten israelischen Hungerpolitik gegen die palästinensische Bevölkerung der Tod durch Hunger und Durst, da die Aussicht auf auch nur eine einzige tägliche Mahlzeit in Gaza-Stadt und im nördlichen Gazastreifen verschwindend gering sind. Schätzungen zufolge laufen 3 500 Kinder Gefahr, aufgrund von Unterernährung und Nahrungsmangel zu sterben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren vor der Eskalation 0,8 % der Kinder in Gaza unter 5 Jahren akut unterernährt, im nördlichen Gazastreifen waren es zwischen 12,4 % und 16,5 %. Das von UNICEF geleitete Global Nutrition Cluster berichtete, dass 90 % der Kinder im Alter von 6 bis 23 Monaten sowie schwangere und stillende Frauen im gesamten Gazastreifen von schwerer Nahrungsmittelarmut betroffen sind und zwei oder weniger Nahrungsmittelgruppen pro Tag zu sich nehmen.
Die Kinder im Gazastreifen sehen einer düsteren und ungewissen Zukunft entgegen, da Bildung auf allen Ebenen völlig unterbrochen ist. Schulen im gesamten Gazastreifen wurden in Notunterkünfte umgewandelt, während Bildungseinrichtungen, darunter Schulen, Kindergärten, Bibliotheken und Lernzentren, systematisch und direkt zerstört wurden. Insgesamt wurden 131 Schulen und Universitäten vollständig zerstört, 346 Bildungseinrichtungen wurden teilweise beschädigt. Außerdem wurden 12 700 SchülerInnen und 754 Lehrer und pädagogische MitarbeiterInnen getötet. In dem Bestreben, die Zukunft einer ganzen Generation zu zerstören, wurde mindestens 45.000 sechsjährigen Kindern der Schulbesuch im ersten Schuljahr verwehrt. Infolgedessen wurde 785.000 Schülern im gesamten Gazastreifen das Grundrecht auf Bildung vorenthalten. Diese Taten reihen sich ein in eine lange Liste israelischer Verbrechen, die darauf abzielen, eine ganze Generation in Gaza zu zerstören.
Die Aussage der Schülerin Nasreen Mohammed Nour Al-Din Hijazi (15 Jahre alt) verdeutlicht die verheerenden Auswirkungen des Krieges auf Kinder. Sie berichtet am 9. November 2024 in Nasser Hospital in Khan Yunis, dass sie nach einer erlittenen Verletzung ihre Ausbildung nicht fortsetzen konnte:
„Ich lebe zusammen mit meiner Mutter, meinen vier Schwestern und drei Brüdern. Mein Vater ist an Nierenversagen gestorben. Am 7. Oktober 2023, um 06:30 Uhr, lernte ich für eine Mathematikprüfung, als ich seltsame Geräusche hörte, die ich zunächst für Donnern hielt. Stunden später begannen die israelischen Bombenangriffe auf alle Häuser in Gaza, und wir waren von allen Seiten bedroht und mussten unsere Bewegungsfreiheit einschränken. Mit dem Beginn des Krieges kam der Unterricht zum Erliegen, und wir blieben zu Hause. Obwohl die israelische Armee Rafah zur humanitären Zone erklärt hatte, warf das israelische Militär am 15. Mai 2024 Flugblätter ab und forderte die Evakuierung von Rafah. Wir flüchteten in das Gebiet Qizan Abu Rishwan, wo die Familie meiner Mutter lebt. Wir schlugen ein Zelt auf und hatten Mühe, an Wasser und Lebensmittel zu kommen, was durch die Abgeschiedenheit des Gebietes von wichtigen Versorgungseinrichtungen und durch die anhaltenden Angriffe erschwert wurde. Wir konnten nicht weg, weil es keinen sicheren Ort gab, an den wir gehen konnten. Am 25. Juli 2024 stürmte die israelische Armee plötzlich das Gebiet zwang uns, nach Asdaa zu fliehen, wo wir ein neues Zelt aufstellten. Wir standen erneut vor denselben Herausforderungen. Am 17. August 2024 begann eine Militäroperation, die sich gegen die nahe gelegene Stadt Hamad richtete. Es wurden Flugblätter abgeworfen, um zur Evakuierung aufzufordern, und die Zelte der vertriebenen Familien wurden mit Luftangriffen und Panzergeschossen beschossen. Wir flohen trotz der Risiken zurück nach Qizan Abu Rishwan und wählten eine Gegend, die etwas weiter von den angegriffenen Gebieten entfernt war. Zwei Wochen später bombardierte die Armee das Zelt neben unserem, und ich wurde schwer verletzt. Ich wurde ins Nasser-Krankenhaus gebracht, wo man feststellte, dass ich einen Schädelbruch, Schrapnellen in der rechten Hand und Verbrennungen und Wunden am ganzen Körper habe. Später erfuhr ich, dass einige StudentInnen ihr Studium aus der Ferne wieder aufgenommen hatten, aber nach meiner Verletzung konnte ich mein Studium nicht mehr wie meine Klassenkameraden fortsetzen. Ich bin nach wie vor im Krankenhaus, umgeben von Schmerzen und Wunden, und habe das Gefühl, dass mir meine Zukunft entgleitet, so als würden meine Träume mit jedem weiteren Tag zerplatzen. Die Bildung war mein Fenster zur Zukunft, der Traum, an den ich mich klammerte. Seit Beginn des Krieges ist das Studium zum Stillstand gekommen, und ich habe nun zwei volle Jahre meiner Ausbildung verloren. Ich habe sehnsüchtig auf den Tag gewartet, an dem das Leben wieder normal wird, an dem ich meine Bücher in die Hand nehmen, in meinem Klassenzimmer sitzen und wieder lernen kann.“
Die systematischen Angriffe der israelischen Armee auf Kinder in jedem Aspekt ihres täglichen Lebens sind keine unbeabsichtigte Folge von Militäroperationen, sondern Teil eines umfassenderen Plans, der darauf abzielt, eine ganze Generation von PalästinenserInnen in Gaza auszulöschen, was einem Völkermord gleichkommt und dringend eine internationale Rechenschaftspflicht erfordert. Die fortgesetzte Lieferung von Waffen und die Unterstützung Israels durch die Vereinigten Staaten und einige westliche Verbündete – durch den Export von militärischer Ausrüstung und Technologie, die bei diesen Operationen zum Einsatz kommen – hat das Leiden der Kinder in Gaza nur noch weiter verschlimmert.
PCHR unterstreicht, dass Israels andauernde militärische Aggression und seine Missachtung von Aufrufen zur Beendigung des Völkermordes in Gaza durch die fortwährende Straffreiheit einiger westlicher Verbündeter ermutigt werden, neben der Komplizenschaft dieser Nationen bei den schweren Verbrechen, die gegen das palästinensische Volk begangen werden, indem sie Israel kontinuierlich mit Waffen, Munition und politischer/diplomatischer Unterstützung ausstatten.
Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) appelliert erneut an die internationale Gemeinschaft, ihrer rechtlichen und moralischen Verantwortung gerecht zu werden und Israel zu zwingen, seinen Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza zu beenden. Dazu gehört ein sofortiger Stopp der Waffenexporte an Israel und die Verpflichtung, die vorläufigen Maßnahmen des Internationalen Gerichtshofs zur Verhinderung und Beendigung des Völkermords zu befolgen.
Zum Weiterlesen:
WHO: Estimating Trauma Rehabilitation Needs in Gaza using Injury Data from Emergency Medical Teams 30. Juli 2024
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